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  #1  
Alt 25.11.2007, 20:33
silverlady silverlady ist offline
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Registriert seit: 13.03.2006
Beiträge: 1.974
Standard AW: ich ziehe Bilanz

liebe Birgit

danke für deine Worte.


Das Wetter ändert sich mit Wind Sonne und Regen.
Genauso ändert sich etwas womit ich nie gerechnet habe.
Nein, ich habe mich nicht neu verliebt aber ich gehe bruflich auf einemal einen Weg der mir ehrlich gesagt Angst macht.

Ich steige als gleichberechtigte Partnerin in den betrieb ein für den ich die letzten Monate so geschuftet habe. Schaffe ich das, übernehme ich mich dabei nicht?
Mein Mann fehlt mir so sehr. Mit ihm konnte ich so etwas besprechen. Nun gibt es nur noch stumme Zwiegespräche die keine Antwort bringen.

Ich wollte nie in der ambulanten Pflege arbeiten und ich wollte nie selbstständig sein.
Nun mache ich genau das.
Es ist schon merkwürdig wie sich alles entwickelt hat.

eine traurige, nachdenkliche silverlady
  #2  
Alt 09.12.2007, 20:12
silverlady silverlady ist offline
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Registriert seit: 13.03.2006
Beiträge: 1.974
Standard AW: ich ziehe Bilanz

heute war ich auf dem Campingplatz. Je näher ich mit dem Auto dem Platz kam, je langsamer wurde ich.

Es fällt mir immer noch genauso schwer wie am Anfang. In jedem Winkel, an jeder Ecke überfallen mich dort die Erinnerungen.
Obwohl ich wirklich kaum Zeit habe um dahin zu fahren werde ich den Platz nicht aufgeben.
Dort war mein Männe so glücklich, dort muss ich mich der Trauer stellen.
An diesem Ort muss ich mir selbst Ruhe geben und einfach mal nicht an die Arbeit denken zu müssen.

Heute habe ich alles Winterfest gemacht und mit jedem Teil das ich wegräumte war mein Männe mir so nah.

Dann brach die Sonne durch die Wolken und tauchte alles in ein schönes Licht. Dazu ein winzig kleiner Regenbogen über der Weser.
Mein Blick ging noch mal in die Runde, mein Herz war so schwer aber ich weiß das ich meinen Weg weiter gehen muss.

eure
silverlady
  #3  
Alt 24.12.2007, 11:37
Birgitt Birgitt ist offline
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Registriert seit: 04.05.2006
Beiträge: 45
Standard AW: ich ziehe Bilanz

Hallo Silverlady und alle Anderen die hier Lesen,
ich wünsche Euch, auch wenn es sehr schwer fällt ,ein schönes und besinnliches Weihnachtsfest.
Es ist das 1. Weihnachten ohne meinen lieben Mann. An solchen Tagen springt die Trauer einen wieder an ,aber man sollte es auch zulassen.
Silverlady, ich wünsche Dir viel, viel Erfolg für Deine neue Aufgabe. Aber ich bin sicher Du schaffst das.
Bis bald also ich bin in Gedanken bei Euch
L.G.
Birgitt
  #4  
Alt 05.01.2008, 18:23
silverlady silverlady ist offline
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Registriert seit: 13.03.2006
Beiträge: 1.974
Standard AW: ich ziehe Bilanz

ich wünschte ich wäre weit fort, fort von meinen Erlebnissen, meinen Erinnerungen und ganz weit weg von mir selbst.
Das ich erst ganz wenig von meiner Trauer bewältigt habe musste ich gestern erfahren.
Ich habe ja seit Januar mit meinem Kompagon den Pflegedienst übernommen.
Gestern Nachmittag wurde ich urplötzlich zu einer Patientenaufnahme geschickt. Es war ja eigentlich auch kein Problem, das Problem bin ja nur ich.
Dieser Patient hat ein Oropharyniyxcarcinom und gerade erst die OP hinter sich gebracht. Ihm wurde ein Teil der Zunge, ein Teil des Oberkiefers und die Lympfknoten auf der einen Seite entnommen. Er hat jetzt mit den Bestrahlungen begonnen und zur Sicherstellung der Ernährung wurde eine PEG gelegt.
Wir ( der Pflegedienst) sollen jetzt die Versorgung übernehmen. Als dieser Mann mir seine Krankheitsgeschichte erzählte kamen in mir so viel Erinnerungen hoch und ich wäre am liebsten davongelaufen.
Ich mußte nur noch schlucken und alle Selbstbeherrschung aufbringen um nicht loszuheulen, zu schreien oder einfach nur davon zu laufen.

Und dennoch, ich habe die Termine mit dem Mann so gelegt das ich die Versorgung und Betreuung übernehme.

Ich weiß nicht warum aber ich will es so haben. Und ich habe eine Dienstanweisung herausgegeben. Keiner der Mitarbeiter des Pflegedienstes darf irgendetwas über mine Geschichte erzählen wenn er vielleicht mal die den Mann aufsucht wenn ich nicht da bin. Denn der mann ist voller Hoffnung und die muss er unbedingt behalten.
Warum tue ich das bloss......?
  #5  
Alt 05.01.2008, 18:57
xkoi007x xkoi007x ist offline
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Registriert seit: 01.08.2007
Beiträge: 53
Standard AW: ich ziehe Bilanz

Hallo Lady.Ich bin selber im ambulanten Dienst, aber auch Betroffen.Ich denke du tust es dir an, weil tief in dir drin die Frage brennt ob du damals alles mögliche gemacht hast,was du kannst.Du hast eine starke Soziale Ader in dir.Du willst anderen helfen.Du willst niemanden zur Last fallen.Ich denke der Umgang mit deinem neuen Patienten wird dir viel Leid bringen.Aber da es in diesem Fall niemand besser machen könnte als du,bringt es dir auch Stärke.Du hast noch so viel Liebe in dir ,die du nicht geben konntest.Ich wünsche dir viel Kraft für deine neue Aufgabe.Und ganz wichtig !!! Vergiss bitte auch wenn du noch so stark bist, das weinen nicht.Weinen ist ein Ventil.Weinen zeugt von Stärke und nicht von Schwäche.Und lass dir helfen wenn dir eine Hand gereicht wird.
  #6  
Alt 05.01.2008, 19:33
silverlady silverlady ist offline
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Registriert seit: 13.03.2006
Beiträge: 1.974
Standard AW: ich ziehe Bilanz

lieber Peter

ich danke dir. Ich weiß, ich lade mir da sehr viel auf. Und mir ist klar das ich oft über meine Grenzen gehen werden muss.
Die Tränen werde ich weinen, weinen wenn ich nicht mehr kann. Und ich weiß das diejenigen die diese Tränen sehen werden auch dafür Verständnis haben werden.

liebe Grüße
silverlady
  #7  
Alt 18.06.2008, 20:08
silverlady silverlady ist offline
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Registriert seit: 13.03.2006
Beiträge: 1.974
Standard AW: ich ziehe Bilanz

Monate, einsam auch wenn ich nicht allein war. Arbeiten um nicht in der Trauer zu versinken
und doch
sobald ich allein bin überfällt mich unendliche Traurigkeit.
2000 - mein Sohn 19 Jahre am Anfang des Lebens und auf einmal ist alles vorbei.
Jahre in denen ich lernen musste das mein Sohn nicht wiederkommt. Trauer die ich nur ertragen konnte weil mein Männe an meiner Seite war.
2006 - die Liebe meines Lebens musste gehen. Immer noch zu viele Tränen die ich nicht geweint habe. Ein Lachen hinter dem ich meine Trauer verstecke. Sehnsucht nach jemanden der niemals wieder kommt.

Immer wenn ich traurig bin muss ich irgendwie arbeiten, ob mit dem Kopf oder mit dem Körper. Und doch weiß ich wenn ich so weiter mache wird irgendwann Kopf undd Körper nicht mehr können weil mein Herz weint.

Ich versorge meine Leute, bringe sie zum Lachen und mache Hoffnung wo Hoffnung ist und bin an deren Seite wenn die letzten Meter zu gehen sind. Aber ich fühle mich allein.

silverlady
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