Mein lieber Andi

[Rena24]

Liebe Kristina, da hast ja so recht. So lange waren wir stark und jetzt? Manchmal weiß ich gar nicht mehr, wer ich eigentlich bin. Ich bin immer froh und glücklich, wenn du schreibst. Deine Zeilen zu lesen tut mir so gut.

Meine Schwiegereltern sind super lieb, haben alles akzeptiert, was ich für die Beerdigung geplant hatte, trotzdem bin ich jetzt froh, etwas Abstand zu gewinnen. In den letzten Wochen waren wir als Familie fast immer zusammen, ich musste mich oft zusammenreißen, nicht laut zu werden. Jeder vertritt seine Position, Mutter, große Schwester, kleine Schwester, Bruder, Vater, Nichte, Patenkind...und jeder meint, ihn trifft der Tod am Meisten.

Ich möchte mich aber auch nicht gehen oder hängen lassen. Ich hätte Angst, aus diesem Tief nicht mehr heraus zu kommen.

Auf diesem Weg drück ich dich ganz doll und ich bewundere deine Kraft, dass du den Schreibtisch aufgeräumt hast. Die Leere in der Wohnung bzw. in diesem Raum wird wahrscheinlich irgendwann verschwinden, in unseren Herzen werden sie uns aber immer fehlen!

Bis bald, deine Verena.

[Rena24]

Hallo mein Schatz!
Ich habe dich heute mittag besucht, leider war ich wieder nicht mit dir alleine, 2 Gärtner haben die Bäume beschnitten. Ich hab dir trotzdem alles gesagt, was mir für heute wichtig war!!!

Gerade war ich bei Imke zum Tee trinken. Sie hat jetzt schon einen richtigen Bauch. Nächste Woche kommen wir dich gemeinsam besuchen. Für Juist hat sie mir einen Wellness-Korb geschenkt, inklusive einer Flasche Sekt. Sehr lieb!!!

Du fehlst mir so sehr. Die letzten Nächte konnte ich kaum schlafen. Meine Gedanken sind immer bei dir und ich finde keine Ruhe. Vielleicht hilft ja die Seeluft...

Deine liebe Schwiegermama kommt dich ab morgen bis Samstag jeden Tag besuchen, weil ich ja nicht da bin. Ich hoffe, dass ist für dich in Ordnung!

So, jetzt kommen noch deine Kollegen Leo und Carsten, sie bringen mir deine persönlichen Sachen und wollten mich mal besuchen.

Ich liebe dich!!! Viele dicke Küsse!!! Deine traurige Maus!!!

[Rena24]

Hallo mein liebster Schatz!!!

Habe es die letzten Tage nicht geschafft, mich hier bei dir zu melden. Die Tage auf Juist haben mir sehr gut getan. Das Hotel war super, dass Wetter etwas stürmisch, dafür haben wir uns in der Sauna wieder aufgewärmt.

Kaum war ich Sonntag wieder hier, ging es mir wieder schlecht und ich hab nur noch geheult. Es kamen auch noch einige Karten, da musste ich noch mehr weinen. DU FEHLST MIR SO!!!!!!!

Seit gestern geh ich wieder arbeiten. Alle Kollegen sind total lieb zu mir. Mein Chef hat mir gesagt, dass ich nicht arbeiten müsste, hauptsache ich bin im Büro und liege nicht alleine zu Hause auf dem Sofa. Die Ablenkung klappt auch ganz gut, nur nach Feierabend eben nicht...

Heute hat sich das Hospiz bei mir gemeldet, es sind schon richtig viele Spenden eingegangen! Donnerstag ist dort ein Kaffeetrinken für ehemalige Angehörige, ich geh auf jeden Fall hin.

So, ich fahre jetzt zu deinen Eltern. War schon lange nicht mehr da. Ich drück dich ganz doll!

Ich liebe dich, dicken Kuss deine traurige Maus!

[tatin]

Hallo Rena,

das kenne ich zu gut. Ist man ein paar Tage weg geht es einem einigermaßen. Aber wehe man ist zu Hause überrollt einem alles wieder und man hat das Gefühl es ist schlimmer als vorher.

Im Moment ist es bei mir ganz schlimm. Auf Arbeit kann ich mich noch zusammen reißen. Wehe ich sitze im Auto dange ich an zu heulen. Am Wochenende muß ich auch immer schauen das ich mir was suche zum weggehen. Nur um nicht alleine zu Hause zu sitzten und ins Grübeln zu kommen.

Fühle dich von mir ganz doll gedrückt! Muß oft an dich denken.

Viele liebe Grüße
Kathrin

[Kristina M.]

Hallo, meine liebe Rena; da hast Du ja schon ganz viele Hürden genommen: Herzlichen Glückwunsch! Denn ich Jammerlappen war ja Anfang Januar eine Woche auf Ibiza bei meiner Cousine und habe dieser lieben Frau so richtig die Laune verdorben, weil ich zu nichts Lust hatte, immer aufs Wasser starrte und mich nicht an den Dingen erfreuen konnte, für die ich mich sonst immer begeisterte. Und dass Du wieder arbeiten gehst, ist auch gut. Tatin beschreibt es richtig, auf Arbeit haben wir unsere Fassade, die mussten wir ja schon während der Krankheit tragen, aber danach .....? Und im Dienst habe ich auch reinen Tisch gemacht und verkündet, dass ich momentan lerne, nur Verantwortung für mich zu tragen, denn das hätte ich in den letzten zweieinhalb Jahren nicht gekonnt. Meine überwiegend männlichen Kollegen haben diese Tatsache scheinbar akzeptiert, meine Rolle als das soziale Gewissen habe ich abgelegt und bin wie alle anderen auch. Und als kürzlich ein Kollege sagte: "Du hast Dich aber sehr verändert...", habe ich ihm geantwortet: " Wie sollte es denn auch anders sein, wenn die Hälfte von mir fehlt." Also, meine liebe Rena, wir müssen uns ganz vorsichtig, auch wenn wir stolpern, ins Leben zurückfinden, in ein anderes Leben, es wird nichts mehr so sein wie es war. Wir müssen nur aufpassen dass es beim Stolpern bleibt und wir nicht hinfallen. Pass gut auf Dich auf und Ihr anderen auch, Eure Kristina

[Rena24]

Hallo liebe Kathrin, hallo liebe Kristina, danke für die lieben Worte, im Moment gehts mir auch so. Zuhause ist einfach schlimm. Die letzten Tage hatte ich nicht einmal die Kraft, hier zu schreiben. Alles ist so leer. Mein Kopf, meine Seele, meine Wohnung, mein Leben. Ich habe so eine große Familie und einen großen Freundeskreis und trotzdem fühle ich mich so einsam. Wie du Kristina schon schreibst, es fehlt die Hälfte...

Liebe Kristina, mach dir wg. deiner Cousine und deinen Kollegen keine Gedanken. Wie hast du vor einiger Zeit geschrieben, jetzt ist die Zeit, dass wir an uns denken und nicht nur immer an die Anderen. Ich bin, so habe ich zumindestens das Gefühl, auch ein anderer Mensch geworden. Denke oft an dich, drück dich, deine Verena.

Liebe Kathrin, heute sind es bei euch 8 Monate, ich drück dich ganz fest und hoffe, du hast diesen Tag irgendwie überstanden!

Heute war ein echter SCH....TAG! Alles hat mich genervt, die Kollegen, das Wetter, der Wecker. Selbst meine Mama und meine Schwiegermama konnten mich nicht zu einer Tasse Tee überreden. Wir waren heute im Hospiz und haben dort einen Präsentkorb hingebracht. Außerdem habe ich in das Gästebuch geschrieben. Die richtigen Worte zu finden war nicht leicht, das ganze Wochenende habe ich darüber nachgedacht, es war aber auch eine Art der Bewältigung. Ich musste an diesem Ort so weinen, trotzdem fühle ich mich im Hospiz sehr wohl, fast wie Zuhause.

Mein lieber Schatz, du fehlst mir so sehr. Wie gerne würde ich die Zeit zurückdrehen. Meine Gedanken sind immer bei dir, nur von dir geträumt habe ich noch nicht. Warum nicht? Wenigstens im Traum könnte ich in deinem Arm liegen und ganz nah bei dir sein.

Am Samstag hatte ich einen Katalog mit Grabsteinen in der Post. Fand ich sehr geschmacklos. Außerdem treibt mich deine Krankenkasse in den Wahnsinn. So toll ist es doch nicht, privat versichert zu sein... Die Rechnung aus August wollen sie nicht bezahlen, hab schon mit meinem Anwalt gesprochen...

Sonntag war ich mit Heidi beim VFL. Kläuschen war krank. Du hättest dich über das Spiel wieder ziemlich aufgeregt, die Jungs konnten nichts uns haben 0:2 verloren...Eigentlich hatte ich keine Lust, dann hab ich an dich gedacht und micht aufgerafft. So ging der Sonntag ganz gut rum.

Ich schicke dir ganz dicke Küsse und liebe dich!!! Deine Maus!!!

Es weht der Wind ein Blatt vom Baum, von vielen
Blättern eines, dies eine Blatt, man merkt es kaum,
denn eines ist ja keines. Doch dieses Blatt allein
war ein Teil von meinem Leben, drum wird dies eine
Blatt allein mir immer wieder fehlen.

[Kristina M.]

Liebe Rena, schön, dass ich wieder von Dir lesen kann!!! Ich komme gerade von einem Abendessen, zu dem mich die Kollegen meines Mannes eingeladen hatten. Sie meinen es wirklich gut, sie kennen meinen Mann fast so lange wie ich, denn alle haben zur gleichen Zeit nach dem Studium an diesem Institut begonnen zu arbeiten. Zwei von ihnen fehlen, beide sind an Hautkrebs gestorben, der andere Kollege sogar nur drei Monate nach der Diagnose, und einer saß am Tisch, der gestern wieder Chemo bekommen hat (Nierenkrebs). Dieser Scheiß Krebs!!!!!!!!!!! Warum steckt man nicht das ganze Forschungspotential in die Bekämpfung dieser Krankheit, statt immer neue Waffen und Überschallflugzeuge zu entwickeln?
Ach, liebste Rena, Du wirst leider merken müssen, dass der Ausnahmezustand immer schlimmer wird. Es braucht scheinbar doch seine Zeit, ein anderes Leben anzunehmen, zumal man sich mit aller Kraft gegen dieses andere Leben wehrt. "Du hast doch so viele Freunde", meinten seine Kollegen. "Aber meinen allerbesten Freund habe ich verloren", musste ich erwidern. Ich weiß auch nicht, wie es weitergehen soll, liebe Rena. Lohnt es sich wirklich für die paar Jahre, die man noch hat, Dinge zu tun, die keinen Spaß machen??? Im Moment trage ich noch die Verantwortung für meine Mama, sie ist 82 und wohnt in meiner Nähe. Aber wenn sie nicht mehr ist?
Du, liebe Rena, bist noch so jung, Dein Andi wird in Deinem Leben immer einen Platz haben, Du kannst viel weiter nach vorn schauen als ich.
Übrigens: Dein Gedicht ist wunderschön und es passt ganz genau. Auch wenn das gefallene Blatt jetzt welken wird, wir heben es auf, für immer!!!
Sei lieb gegrüßt von Deiner Kristina (Tag 82 im Ausnahmezustand)

[She*]

Liebe Verena,

ich kann leider nur zu gut nachempfinden wie Du Dich fühlst und es gibt keine Worte dieser Welt, die Dich trösten können, die diesen Verlust auch nur ein kleines Stückchen lindern können.
Es tut mir so leid, das auch Du so einen Verlust erleiden musstest...Die Welt ist manchmal einfach nicht gerecht! Das so viele Menschen einfach so jung sterben müssen...

Mein Lebensgefährte Sascha ist vor zwei Jahren im Alter von 31 Jahren an einem Keimzelltumor mit Metastasen im Gehirn verstorben...
Manchmal weiß ich nicht, wie ich das überlebt habe...Aber ich habe überlebt und das alles hat mich viel stärker gemacht, hat meine Sichtweise und mein Lebenseinstellung verändert....
Auch wenn ich oft dachte, diesen Berg werde ich nie überwinden können, ich komme nie mehr aus diesem Loch heraus...Man schafft es, auch wenn man immer wieder ein Stück zurückfällt, wenn der Berg auch noch so unüberwindbar scheint...Hangel Dich einfach Stück für Stück nach oben, ein Rückschlag wird immer wieder schlimm sein, aber bitte gib nicht auf...Gehe immer ein Stück weiter....Unsere Lieben hätten es nicht anders gewollt.

Vielleicht denkst Du jetzt, die hat gut reden, aber ich möchte Dir einfach nur ein bisschen Mut machen...Die Trauer um den verlorenen Menschen wird ein ganzes Leben lang bleiben, Sascha wird immer ein Teil von mir sein, einen Teil meines Herzens beanspruchen, aber die Trauer verändert sich, auch wenn es für Dich sicherlich noch zu früh ist, daran zu glauben....
Das Leben wird irgendwann wieder lebenswert, auch wenn nie mehr alles wieder gut ist...

Ich wünsche Dir viel Kraft auf Deinem Weg...

Drück Dich einfach mal

Lieben Gruß
Sandra

[Rena24]

Liebe Kristina, solche Menschen kann man wirklich nicht verstehen, da macht man das Grab seines geliebten Mannes schön und dann??? Schon traurig. Schön zu lesen dass du dich mit Gracia getroffen hast. Es tut einfach gut sich mit Menschen zu unterhalten, die genau wissen, wie es einem geht! Das mit der Lampe in der Diele ist schön, man hat nicht das Gefühl, ganz alleine zu sein. Eine Bekannte, die Ende Dezember auch ihren Mann verloren hat, lässt immer das Radio an, wenn sie aus dem Haus geht. Dann wird sie, wenn die zurück kommt, mit Musik begrüßt...Auch nicht verkehrt. Ich hoffe, es geht dir soweit einigermaßen. Schick dir viele Grüße ,ganz viel Kraft weiterhin und fühl dich gedrückt, Verena!!!


Liebe Sandra, danke für deine Nachricht. Es tut mir leid, dass du auch in so jungen Jahren diese schreckliche Erfahrung machen musstest. Das sich das eigene Leben durch so eine Erfahrung verändert, merkt man sehr schnell. Die Trauer und der große Schmerz aber bleiben. Es ist aber schön zu lesen, dass auch diese erste schlimme Zeit irgendwann erträglicher wird. So traurig es ist, das Leben geht weiter. Unser Leben geht weiter, mit unseren Lieben im Herzen. Fühl dich auch von mir gedrückt, Verena.

Hallo mein lieber Schatz,
sei nicht böse, dass ich mich so lange nicht mehr gemeldet habe. Die letzten Tage waren, wie die Woche davor auch, nicht so gut. Habe keine Lust zu irgendwas, selbst der Gang auf den Friedhof zu DIR fällt mir so schwer. Heute war ich auch nicht arbeiten, bekam gestern Halsschmerzen und etwas Fieber, bin heut den ganzen Tag im Bett geblieben. Morgen geh ich aber wieder, Zuhause fällt mir die Decke auf den Kopf und du fehlst mir hier noch mehr...

Dienstag habe ich unsere Eheringe zum Goldschmied gebracht. Deiner wird etwas kleiner und meiner wird größer gemacht. Dann werden sie zusammengeschweißt. So kann ich beide Ringe auf dem Mittelfinger tragen. Dienstag kann ich sie abholen, der Ehering fehlt mir aber total.

Mein lieber Andi, du fehlst mir so sehr. Heute sind es 5 Wochen. Unfassbar. Die liebe Frau im Rollstuhl aus dem Hospiz ist gestern gestorben. Sie war so traurig als du gestorben warst und hat mit mir zusammen geweint.

So, ich leg mich jetzt wieder ins Bett und denke an dich. Das mit meinem Trick wie damals als du im Krankenhaus lagst, klappt nicht mehr. Trotzdem versuche ich mir vorzustellen, wie ich in deinem Arm liege...

Ich liebe und vermisse dich, dicke Küsse, deine Maus.

[Annaengel]

Liebe Verena,
das tut mir so leid mit deinem mann, habe es vor kurzen gehört, kenne ihn noch von früher, da ich bis Ende Februar auch bei der Post gearbeitet habe, jetzt aber wegen meiner Erkrankung zurruhegesetzt wurde.
Ich wünsche dir alles allles Gute!!!!!!!!!!!!!!!!!!

[Roebi]

Liebe Verena!

Mein allerherzliches Beileid zum Deinem großen Verlust!
Ich würde Dir gerne viele tröstende Worte schreiben, doch fehlen mir diese.

Fühl Dich einfach nur gedrückt, denn manchmal sagt eine Umarmung mehr, als 1000 Worte.

LG Röbi