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  #1  
Alt 22.04.2008, 22:02
Ute K. Ute K. ist offline
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Standard AW: Mein kleiner Bruder Alexander

Alexander,
seit gestern ist Deine Wohnung weg, zum Glück. War für Mom auch so schwer, da immer noch hinzugehen. ich wüsste so gerne, wo Du jetzt bist... Vermisse Dich. Ich wünschte, es wäre nochmal so, wie vor Deiner Krankheit. Da hatten wir zwar nicht so viel Kontakt, wie das halt unter Bruder und Schwester ist, aber immer, wenn einer den anderen mal dringend brauchte, war man zur Stelle. Und ich wusste, auf Dich war immer Verlass. Weisst Du noch meine Trennung von B.? da waren wir noch jung und ich bin für 2 Monate wieder zu Euch gezogen und Du hast nie gemeckert, dass ich wieder in unserem/ deinem Zimmer war? Oder als ich so fertig war nach Y? Und bei meinem Umzug hast Du Urlaub genommen, um mir zu helfen. Oder, als ich Dich früher vor meiner Schule in den Kinderhort gebracht habe? Du warst drei und ich neun. Mom musste ja früh am morgen arbeiten gehen. Und diese blöde Kindergärtnerin, vor der man beim Abschied immer einen Diener machen musste, und wenn nicht, durfte man wieder hinten in der Schlange anstehen? Mom hat da öfter gestanden und gewartet, weil Du mal wieder so stur warst...
Ich wusste immer, dass ich Dich sehr liebe,obwohl wir so unterschiedlich waren, aber richtig bewusst wurde es mir erst, als Du krank wurdest und wir mal wieder zusammenhalten mussten. Und das haben wir. Dir ging es doch genauso. ich habe heute einen irischen Reisesegen gelesen, der war unglaublich schön. Passt so gut auf Dich. Den werde ich Dir mal vorlesen.
Hab Dich lieb und viel Glück
Deine grosse Sista
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  #2  
Alt 27.04.2008, 02:31
Ute K. Ute K. ist offline
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Standard AW: Mein kleiner Bruder Alexander

Alexander,
heute vor 3 Jahren haben wir die Diagnose erhalten. Samstags bist Du mit dem Flieger angekommen, montags zum Hausarzt (Autoimmunhepatitis?), mittwochs ins Krhs. und freitags nach ERCP das Ergebnis. Nachdem Du ja in Cork seit März zweimal im Krhs. lagst und die blöden auch nach mehreren Untersuchungen nichts genaues feststellen konnten ( oder wollten?). Nachgerechnet hast Du 8 Wochen seit Beginn Deiner Beschwerden verloren. Verdammt viel Zeit. Als Du uns die Diagnose sagtest, ist Mom heulend auf den Flur gelaufen und hat nach einem Arzt geschrien und ich habe im Stuhl gesessen und mich Minuten lang nicht bewegt. Habe mir die Schmutzflecken am Fenster angeschaut.Die Erde hat sich nicht mehr gedreht. Und was hast Du aber alles durchmachen müssen? Welche Angst musst Du gehabt haben? Drei Tage hast Du kaum mit uns gesprochen.
Du weisst, dass ich heute abend mit C. unterwegs war und ich auch mal wieder lachen konnte, aber immer immer kommen Momente und Erinnerungen in mir hoch und ich vermisse Dich so sehr. Es tut so weh, ich möchte so gerne mit Dir reden und mit Dir zusammen die Stones hören oder das andere, was ich nicht so mochte, aber wäre mir jetzt egal.
Du fehlst so
Deine sista
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  #3  
Alt 03.05.2008, 23:22
Ute K. Ute K. ist offline
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Standard AW: Mein kleiner Bruder Alexander

Alexander,
heute morgen bin ich aufgestanden und habe sofort gemerkt, dass es mir schlecht geht. Und das schon den ganzen Tag. Warum nur musste das alles so kommen? Warum? Ich weiss, es gibt darauf keine Antwort, aber heute bin ich einfach nur traurig und down. Was musstest Du alles mitmachen? Es tut mir so leid und ich konnte Dir aber doch nichts abnehmen, hätte ich so gerne getan. Viele Dinge gehen mir nicht aus dem Kopf, vor allem unsere Gespräche in Deinen letzten Tagen, wenn ich nur daran denke, wie Du im Rollstuhl gesessen hast... Wie sehr hattest Du Dich verändert. Hattest halt kein Glück. Darum hoffe ich so sehr, dass Du jetzt da bist, wo Du hinwolltest. Es tut so weh, verdammt noch mal. habe zu nichts mehr Lust. Heute habe ich Dir Rosen gebracht, jetzt kannst Du ja nicht mehr sagen, schenkt mir doch mal was nützliches, ich brauche z.B. Lampen... Ich werde Dich nie vergessen mein kleiner Bruder
Deine sista
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  #4  
Alt 12.05.2008, 18:59
Ute K. Ute K. ist offline
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Standard AW: Mein kleiner Bruder Alexander

Mein kleiner Bruder,
wie kann ich Dich nur so vermissen? Verdammt noch mal... Ich weiss, es gibt soviel Leid und Schmerz überall, aber mir geht es auch nicht gut. habe keine Kraft mehr, aber das weisst Du ja am Besten. Morgen noch vier tage arbeiten und dann ist Urlaub, bitte pass auf uns auf. Du würdest Dich freuen... Heute habe ich mit Mom viel über Dich geredet. Wie soll man auch alles verarbeiten? Drei Jahre Höhen und Tiefen, Achterbahn. genau so war es. Was würde ich darum geben, nochmal Dein "Schnufen "zu hören, was mich früher manchmal wahnsinnig gemacht hat. Wenn ich könnte, hätte ich nochmehr Zeit mit Dir verbracht, ZEIT! Wie kostbar ist das?
Aber unsere Gespräche waren so wertvoll. Ich vergesse auch nie, wie ich Dir die Krümmel von Deinem Knäckebrot vom Schlafanzug weggemacht habe, und Du hast es zugelassen, warst ja wie ein Kind. Und früher... da hättest Du nur gelacht... Mein hübscher Bruder, ich vermisse Dich so sehr
Deine Sista
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  #5  
Alt 18.05.2008, 21:56
Ute K. Ute K. ist offline
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Standard AW: Mein kleiner Bruder Alexander

Alexander,
morgen geht es in den Urlaub. Ich hoffe, ich komme mal richtig zur Ruhe und ein wenig auf andere Gedanken. Vorfreude habe ich nicht, garnichts freut mich. Jede Nacht bin ich um ca. 4 h wach und schlafe nicht mehr ein. Trauerarbeit ist schon eine schwere Sache... Es kostet soviel Kraft, den Alltag zu bewältigen und sich zusammenzureissen.Ach Mensch, wo bist Du nur? Wenn ich sicher sein könnte, dass es Dir gut geht, dann wäre der Schmerz wahrscheinlich nur halb so gross. Aber es geht Dir ja schon gut, weil Du nicht mehr leiden und Angst haben musst. Reicht mir nur nicht ganz. Ich möchte, dass Du für alles belohnt wirst, was Du hast erleiden müssen.
Die Betriebsfeier am freitag war sehr schön und lustig, konnte auch lachen, aber immer wieder kommen die Gedanken und die Traurigkeit, dass Du das alles nicht mehr erleben durftest. Du hast doch immer so gerne gelebt, sogar, als es Dir so schlecht ging, hast Du noch am Leben gehangen, bis zum Schluss. Und Du hast es ja auch nicht immer leicht gehabt und so einige Tiefschläge erlitten. Den grössten natürlich zum Schluss. Warum hast Du nicht gelächelt, sondern sahst so angestrengt aus, als Du gegangen bist? Sogar der Bestatter, der Dich abgeholt hatte, meinte," er sah so aus, als hätte er noch gerne gelebt". Habe ich zuerst nicht verstanden, wie er das meinte. Macht es mir aber jetzt noch schwerer.
Morgen komme ich nochmal zu Dir und wir reden ein bisschen, bitte pass gut auf uns auf
Deine Sista
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  #6  
Alt 04.06.2008, 15:29
Ute K. Ute K. ist offline
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Standard AW: Mein kleiner Bruder Alexander

Alexander,
jetzt bin ich wieder da und es geht mir ein klein wenig besser. Heute an Deinem Grab konnte ich nicht so richtig mit Dir reden, weiss auch nicht, warum. Aber Du weisst ja, dass Du sowieso immer bei mir bist. Es war so schön, das endlos weite Meer zu sehen und ich dachte mir, irgendwo ganz weit dahinten musst Du sein. Endlich konnte ich ein wenig abschalten und mal wieder gut schlafen, nur manchmal überkam es mich so richtig und ich war so traurig und musste weinen. Alles, alles siehst Du nicht mehr, oder doch? Vielleicht noch viel besser? Jeden abend war ich früh im Bett, Du würdest den Kopf schütteln... aber ich war so ausgepowert. Danke, dass Du gut auf uns aufgepasst hast. Nur hier holt mich alles wieder ein, die Erinnerungen kommen wieder hoch. Ich wünsche mir so sehr, Du kämst zu mir ins Wohnzimmer und wir würden einfach nur dasitzen oder liegen, wie so oft. Nur zusammensein. Aber ich verspreche Dir, ich werde jetzt nach vorne schauen und mein Leben wieder in den Griff bekommen, nur hilf mir bitte, bitte, dass die Erinnerungen nicht mehr so sehr schmerzen und ich irgendwann einfach nur mit einem Gefühl der Dankbarkeit darüber, dass Du mein Bruder warst, an Dich denken kann. Ob das möglich ist?
Morgen bekommst Du neue Blumen, aber das überlasse ich hauptsächlich unserer Mom. Dann hat sie was zu tun und es gibt ihr so viel. Sie vermisst Dich auch so sehr und auch für sie tut es mir so leid. Du weisst doch, wir beide gingen ihr immer über alles. Nur helfen kann ich ihr nicht, muss doch selber kämpfen.
Morgen komme ich Dich wieder besuchen, machs gut
Deine Ute
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  #7  
Alt 07.06.2008, 17:20
Ute K. Ute K. ist offline
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Standard AW: Mein kleiner Bruder Alexander

Alexander,
heute beginnt die EM und ich muss an die Zeit vor 2 Jahren denken, als wir zusammen die Spiele bei der WM geschaut haben.In dieser Zeit ging es Dir " relativ" gut. Nur beim Endspiel lagst Du mal wieder im Krhs., aber danach hattest Du doch ziemlich gute Wochen und wir konnten sogar nach Irland! Unvorstellbar, wie sehr sich Dein Befinden von Tag zu Tag änderte.Rauf und runter. Weisst Du noch meine selbstgemachte Pizza beim ersten Deutschlandspiel, ich war so stolz und Du hattest wieder was dran auszusetzen... wie schön wäre es jetzt, Du würdest nochmal meckern. Aber war Dir ja nie böse, war einfach froh, dass Du da warst. Heute war ich shoppen und hab richtig viel Geld ausgegeben, musste aber sein. An Dich habe ich auch gedacht und habe eine Laterne gekauft, hast Du sie gesehen? Freust Du Dich über die schönen neuen Blumen in gelb, rot und weiss? Ich finde jedenfalls, es sieht toll aus.Einen neuen Nachbarn hast Du ja auch bekommen, dann liegst Du nicht mehr so alleine. Wird langsam voll dort.
Und was schönes kann ich Dir auch berichten: die Augenklinik hat geschrieben und sich für die Hornhautspende bedankt, damit konnten zwei Menschen erfolgreich transplantiert werden! Ich weiss, es war in Deinem Sinn und wie Du mal bedauert hast, dass Deine Organe nichtmal fürs Spenden gebraucht werden könnten. Siehst Du...
Vielleicht bekommst Du eh alles mit. Alexander, lass es Dir gutgehn wo immer Du bist, das ist mein grösster Wunsch! Deine grosse Schwester
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