Krebs-Kompass-Forum seit 1997  


Zurück   Krebs-Kompass-Forum seit 1997 > Spezielle Nutzergruppen > Forum für Hinterbliebene

Antwort
 
Themen-Optionen Ansicht
  #1  
Alt 26.06.2001, 19:19
Gast
 
Beiträge: n/a
Standard Hilfe für Hinterbliebene

Ich habe am Bett meines sterbenden Sohnes gesessen und es gab absolut keine Chance für ihn. Ich kenne das Gefühl! Ich hatte 5 Tage und Nächte nur Stunden oder Minuten am Bett gedöst und mir die Seele aus dem Leib geheult. Ein Leben ohne ihn konnte ich mir nicht vorstellen! Dann kam der Punkt wo ich aufgestanden bin und mich vor das Bett gestellt habe (ich bin nicht gläubig). Ich habe die Hände auf seinen Kopf gelegt und laut gesagt: "Ich kann nicht mehr, ich bin am Ende. Ich liebe dieses Kind mehr als alles auf der Welt. Er ist mein Lieblingssohn und ich fühle mich schuldig, weil das so ist. Ich gebe auf. Ich weine nicht mehr. Ich akzeptiere jede Entscheidung, aber ich will eine Entscheidung! Nimm dieses Kind oder laß es am Leben. Ich beuge mich dem Schicksal und weiß nun wie klein und machtlos wir alle sind." Dann wurden wir beide ganz ruhig...

Er starb nicht und wurde sehr schnell gesund. Zukunft? Wir hatten gar keine, also werden wir danach nicht fragen. Im Moment ist alles bestens und die Prognosen sind gut!
Die Szene wiederholte sich 6 Monate später am Sterbebett meines Vaters. Diesmal starb ein lieber Mensch. Krebs! Aber ich habe das Gefühl ich habe mir damals in jener Nacht klar gemacht, daß man akzeptieren muß und trauern darf...und daß man weiterlebt und wieder lachen wird.

Das Gespräch mit dem Chefarzt damals hat mir sehr geholfen. Mich marterten Fragen:
Woher kam diese seltene Kinderkrankheit?
Hätte ich es verhindern können?

Warum hat der Arzt die Darmblutungen meines Vaters auf seine Herzmedikamente geschoben?
Würde mein Vater noch leben, wenn damals sofort eine Darmspiegelung gemacht worden wäre?
Haben sich in dieser Abwartezeit die tödlichen Lebermetasthasen gebildet?

Der Chefarzt sagte. Martern sich sich nicht mit der Vergangenheit und den Ursachen. Gehen sie die Zukunft an! Trauern sie, verarbeiten sie...die Vergangenheit kann man nicht ändern, wohl aber die Zukunft beeinflussen. Jeder Mensch hat Schicksalsschläge zu ertragen aber man muß nach vorne schauen!

Ich wünsche Dir, daß Du dieses Erlebniss mit Deinem Neffen verkraften lernst. Es wird immer ein dunkler Punkt bleiben und immer wieder werden mal Tränen kommen. Vielleicht hilft Dir ein fröhliches Bild von ihm oder ein anderes Souvenir. Er war da! Nur das zählt noch!
Mit Zitat antworten
Antwort

Lesezeichen


Aktive Benutzer in diesem Thema: 1 (Registrierte Benutzer: 0, Gäste: 1)
 

Forumregeln
Es ist Ihnen nicht erlaubt, neue Themen zu verfassen.
Es ist Ihnen nicht erlaubt, auf Beiträge zu antworten.
Es ist Ihnen nicht erlaubt, Anhänge hochzuladen.
Es ist Ihnen nicht erlaubt, Ihre Beiträge zu bearbeiten.

BB-Code ist an.
Smileys sind an.
[IMG] Code ist an.
HTML-Code ist aus.

Gehe zu

Ähnliche Themen
Thema Autor Forum Antworten Letzter Beitrag
Granulosa Zelltumor Eierstockkrebs 98 24.06.2009 15:14
professionelle Hilfe für Hinterbliebene? Forum für Hinterbliebene 13 18.05.2008 00:37
für meine Mutter brauche ich dringend Hilfe medea Forum für Angehörige 2 13.04.2006 15:34
Kreis der Hilfe Nenna Forum für Angehörige 22 30.05.2005 19:37
Ich / wir brauchen rat und hilfe Nierenkrebs 11 30.04.2005 21:24


Alle Zeitangaben in WEZ +2. Es ist jetzt 04:34 Uhr.


Für die Inhalte der einzelnen Beiträge ist der jeweilige Autor verantwortlich. Mit allgemeinen Fragen, Ergänzungen oder Kommentaren wenden Sie sich bitte an Marcus Oehlrich. Diese Informationen wurden sorgfältig ausgewählt und werden regelmäßig überarbeitet. Dennoch kann die Richtigkeit der Inhalte keine Gewähr übernommen werden. Insbesondere für Links (Verweise) auf andere Informationsangebote kann keine Haftung übernommen werden. Mit der Nutzung erkennen Sie unsere Nutzungsbedingungen an.
Powered by vBulletin® Version 3.8.7 (Deutsch)
Copyright ©2000 - 2024, vBulletin Solutions, Inc.
Gehostet bei der 1&1 Internet AG
Copyright © 1997-2024 Volker Karl Oehlrich-Gesellschaft e.V.
Impressum: Volker Karl Oehlrich-Gesellschaft e.V. · Eisenacher Str. 8 · 64560 Riedstadt / Vertretungsberechtigter Vorstand: Marcus Oehlrich / Datenschutzerklärung
Spendenkonto: Volker Karl Oehlrich-Gesellschaft e.V. · Volksbank Darmstadt Mainz eG · IBAN DE74 5519 0000 0172 5250 16 · BIC: MVBMDE55