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  #1  
Alt 26.07.2008, 21:22
Ullala Ullala ist offline
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Registriert seit: 03.09.2007
Beiträge: 301
Standard AW: "Beste Freundin...?"

Zehn Monate später.

Kurz nach dem Geburtstag haben meine alte Freundin und ich uns noch einmal persönlich getroffen.
Es war ein netter Nachmittag ohne besondere Vorkommnisse.

Danach haben wir weder noch einmal voneinander gehört noch uns gemailt oder gesehen.

Möglicherweise ist unsere Zeit einfach vorbei und/oder eine Freundschaft "ohne besondere Vorkommnisse" ist einfach nicht genug.

Ich habe, nachdem diese "Tür" zugegangen ist, einige wunderbare Frauen kennengelernt, die mich hoffentlich noch lange und intensiv in meinem Leben begleiten werden und die ich um nichts in der Welt gegen meine alte Freundin zurücktauschen würde!
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  #2  
Alt 27.07.2008, 07:52
Ilse Racek Ilse Racek ist offline
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Ort: Main-Kinzig-Kreis
Beiträge: 3.386
Standard AW: "Beste Freundin...?"

Hallo Ullala

das liest sich gut.

Und ist sicher eher "Normalität" - je nach Sensibilität spürt man's, oder man spürt's nicht

In meinem Freundeskreis sind zwar keine Türen zugegangen, aber bei manchen ist nur noch ein Spalt offen - und das ist mögl. gut für alle Betroffenen

Ich wünsche Dir für Deine alten und neuen Freundschaften den richtigen Abstand

mit ganz herzlichen grüßen
__________________
Ilse
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  #3  
Alt 27.07.2008, 10:33
Paddy Paddy ist offline
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Ort: Braunschweig
Beiträge: 107
Standard AW: "Beste Freundin...?"

Hallo Ullala,

vielleicht verändert uns die Krankheit so, dass man instinktiv erkennt, wenn eine Freundschaft/Beziehung brüchig geworden ist - während man vorher (in der Normalität) diese unterschwelligen Signale nicht mitbekommen hat.

Meine sog. "beste Freundin" rührte sich seit Beginn meiner Erkrankung so gut wie gar nicht mehr - bis auf einmal, wo sie mir während einer guten halben Stunde am Telefon in allen Details über die Brustkrebs-Erkrankung ihrer Mutter berichtete (die bereits einige Jahre her war) - und wie fürchterlich das alles gewesen sei. Zu sagen wäre, dass meine Behandlung damals noch gar nicht angefangen hatte, ich steckte mitten in der Diagnose.

Wie erbaulich, welch eine Art Mut zu machen!!!

Hilfsangebote hingegen waren reine Lippenbekenntnisse - wenn sie überhaupt kamen. Unnötig zu erwähnen, dass ich in ein tiefes schwarzes Loch fiel. Es dauerte drei Tage, bis ich mich berappelt hatte und die Nase wieder über den Tellerrand streckte. Und wie es das Schicksal so wollte: Bei einem Spaziergang traf ich ihren Vater, der mir die ganze Geschiche von neuem erzählte, brühwarm und in allen Einzelheiten.
Ich hätte schreien mögen, was ich im übrigen dann auch getan habe - im Wald. Mein Hund muss mich für irre gehalten haben.

Ich brauche wohl nicht zu erwähnen, dass ich mich bei ihr nicht mehr gemeldet habe. Der Kontakt ist auf ein Minimum herabgesunken. Wenn man sich zufällig mal trifft, kaut sie mir ein Ohr ab und beklagt sich. Darauf kann ich doch glatt verzichten.

Hilfsangebote kamen dann von einer Seite, aus der ich sie überhaupt nicht erwartet hatte. Mit diesen Leuten verbindet mich heute eine herzliche Freundschaft - die in beide Richtungen geht.

Ich wünsche Dir / Euch allen alles Gute!

Paddy
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  #4  
Alt 29.07.2008, 15:42
Ullala Ullala ist offline
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Registriert seit: 03.09.2007
Beiträge: 301
Standard AW: "Beste Freundin...?"

Liebe Barbara, Brigitte, Ilse und Paddy,

ich finde mich nahezu "eins-zu-eins" in jedem Eurer Beiträge wieder.

Es erstaunt (und freut!) mich immer wieder, wie wenig man manche Dinge Menschen, die auch mit Krebs leben, erklären oder näher erläutern muss.
Wenige Sätze genügen und die Andere weiß sofort, wovon man spricht.
Dieses Verständnis und diese Nähe ist mir bei "Gesunden" oft nicht (mehr?) möglich.
Es tut mir dann gut, wenn ich ein für mich positives feedback bekomme, dann komme ich mir nicht ganz so wunderlich vor.

Vielleicht habe ich eine zu hohe Erwartungshaltung an Freunde, die mir nahe stehen (oder gestanden haben), aber dann sehe ich, dass es auch Menschen gibt, denen ich intensiver am Herzen zu liegen scheine und die mich das auch immer wieder spüren lassen.

Das "Immer wieder" ist mir dabei ganz wichtig.

Mit einem tiefschürfenden Gespräch und nachfolgender wochenlanger Kontaktlosigkeit kann ich nichts mehr anfangen.
Die wenigen Beziehungen, die ich mit Anderen habe, möchte ich auch kontinuierlich - "in guten, wie in schlechten Zeiten" sozusagen.

Alles andere ist mir zuwenig geworden.
Dazu verändern sich meine körperlichen und seelischen Befindlichkeiten auch zu schnell.

Jemand der "dicht an mir dran ist", kann mich besser einschätzen, mit mir und der Situation leichter umgehen lernen, als jemand, der nur ab und an auftaucht und dem man alles mögliche erklären muss.
Dadurch bekommt die Bedeutung dieser Scheiß-Krankheit für mich immer wieder auf's Neue so eine Intensität, die ich ihr nicht einräumen will; erst recht nicht, wenn es mir einigermaßen gut geht.

Menschen, die mich tagein, tagaus miterleben, neigen auch nicht mehr dazu mich mitleidig anzuschauen, sondern sind eher bereit, mich so zu nehmen wie ich bin und bei Hilfsbedarf mal mit anzupacken.
Ohne Gedöns drumherum.

Da habe ich, zum Beispiel, in meiner Nachbarschaft zwei patente Frauen, die mir in dieser Normalität unglaublich guttun und auch, wenn ich mit dem Begriff "Freundschaft" sehr vorsichtig umgehe, so kann ich doch sagen, dass wir sehr freundschaftlich miteinander umgehen.
Und das ist mehr, als ich von alten so genannten Freunden, oder auch meiner besten Freundin, sagen kann.

So, und jetzt halte ich es mit Barbaras Worten "Lebe jetzt" und gehe auf meinen Balkon, die Sonne geniessen.

Danke Euch!!!
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