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  #1  
Alt 28.07.2008, 10:48
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elli1962 elli1962 ist offline
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Standard AW: Wiedersehen Mama

Hallo Mami,

Wenn ich so zurückdenke,
du hast nie geklagt, wenn es dir nicht gut ging,hast du es ohne murren durchgestanden, aber deine Angst war schon da.Als du gesagt hast, du mußt zur Darmspiegelung habe ich noch versucht dich zu beruhigen,ich wollte dieses Wort Darmkrebs nicht in Erwägung ziehen.Es gibt ja tatsächlich viele andere Krankheiten im Darm, aber gleich das schlimmste?

Am 2 Januar wars soweit. Der Gastro sagte, da ist was,(ohne die Histo abzuwarten,ich denke er wußte genau bescheid) also KKH am 10.Januar.Das Staging war ohne Befund.
11Januar2008. Riesen OP,Teildarm,Eierstock,Lymphknoten und Bauchfellnetz raus.Nun hieß es auf die Histo warten.Ein erstes Gespräch mit OA Dr.W. im Schwesternzimmer auf Bürostühlen mittendrin.Als ich ihm sagte, dass du keine Chemo machen wirst,meinte er das sei deine Entscheidung und somit dein Tod.Fassungslosigkeit...... Ich bekam kaum noch Luft,so ein Weinkrampf hatte die Oberhand.Und er? Hockte auf seinem Stuhl und sagte nichts.Ich hatte rote,geschwollene Augen und meine Nase lief wie ein Wasserfall. So sollte ich zurück in dein Zimmer gehen? Kein Trost,kein Taschentuch, nichts.Das war für mich die allererste Begegnung mit Dr.W. Vertrauen gleich null.
Eine Woche Wachstation und noch immer keine Besserung,im Gegenteil, dir gings Tag für Tag schlechter, bis ich endlich auf einen anderen Arzt Dr.F. traf, der mir sagte du hättest eine Lungenentzündung, daher deine Schwäche. Ah ha. O.K.
Am 18 Januar kam die Histo: Colon Ascendenskarzinom mit Peritonealkarzinose pT4,pN1(6/66),M1,G3,R2. Die Welt blieb stehen!
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Meine Mama

+15.06.2008

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  #2  
Alt 28.07.2008, 15:03
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elli1962 elli1962 ist offline
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Standard AW: Wiedersehen Mama

Alles klar, Heilungschancen null, bleibt Palliativ.Damit kann man auch ein qualitativ-beschwerdefreies Leben führen. Diese 2 Wörter begleiteten mich während der ganzen Zeit.
20.1.08 Rückverlegung auf Normalstation.Lungenentzündung soweit behandelt.
Am 21.01.08 hattest du Bauchschmerzen und keinen Appetit,doch die Ärzte reagierten sofort und machten eine CT.Befund: Anastomoseninsuffizienz mit einer Peritonitis.(aufgegangene Darmnaht,Stuhl im Bauchraum,Bauchfellentzündung) Sofort Not-OP. Die Welt stand wieder still
In dieser OP wurde dir ein Stoma(künstlicher Ausgang)gelegt.Das wolltest du nie haben,hattest riesige Angst davor.Alle 2 Tage bekamst du mit einer leichten Vollnarkose im OP den Bauchraum gespült.Nach der zweiten Spülung sagte mir Dr.F. es sähe sehr gut aus,aber es folgen noch Spülungen.Als du nach dieser zweiten Spülung aus dem OP kamst, wartete ich schon, und sagte zu dir, jetzt hast du es geschafft. Deinen traurigen Blick werde ich nie mehr vergessen, "Nein, es hängt noch dran"! Ich war geschockt, was hängt noch dran, der Krebs am Darm? dachte ich mir.Völlige Ratlosigkeit machte sich breit.Später im Zimmer fragte ich dich nochmal, "was hängt noch dran?" Du zeigtes auf deinen Bauch. Da endlich die Erlösung, du meintest dein Stoma.
Also wußten wir, dass deine Entlassung noch etwas dauert.
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Meine Mama

+15.06.2008

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  #3  
Alt 30.07.2008, 15:01
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elli1962 elli1962 ist offline
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Standard AW: Wiedersehen Mama

Die Wachstation hatte dich wieder.Kann mich so gut daran erinnern,weil Pfleger Paul sich richtig super um dich gekümmert hat.Leider bekamst du in dieser Zeit nichts zu essen,kein Wunder,dass du mind. 10 Kg verloren hast.
Am 8.2.08 erfolgte die letzte Spülung, und der Bauch wurde verschlossen.In diesen 3 Wochen wurden 2x deine Bronchien freigespült. Zudem hast du so oft über Übelkeit und Schwindel geklagt. Du hattest eine Magensonde durch die Nase,aber wir durften deinen geliebten Cappuccino trinken. Kam sowieso gleich wieder über die Sonde rauf, aber es schmeckte dir so sehr, unser Ziel war, mit dem Rollstuhl in die KKH-Kantine zu fahren, dort Kaffee und Kuchen genießen.Auch vom KKH-Koller bliebst du nicht verschont,an der Wand hingen abstrakte Bilder, die dir nicht gefallen haben, also habe ich einfach ein Poster von unserem geliebten Griechenland drüber gehängt.Pfleger,Schwestern und Ärtze fanden das toll.

Am Abend des 12.02.08 bekamst du Atemnot und warst den ganzen Tag über schon unruhig.Sie verlegten dich noch in der Nacht auf die Intensivstation, intubierten dich für ca. 12 Stunden. Drei Tage später nochmal.Heraus kam, dass du dir eine Candida-Pneumonie eingefangen hast.Hygiene und Sterilität in der Wachstation, wo alle frisch-OP hinkommen? Merkwürdig. Dass du das überlebt hast, grenzt an ein Wunder.
Nach einer Wocht ITS wieder auf die Wachstation, mit großem Hallo wurdest du empfangen.Hätte nicht gedacht, dass sogar ich zu den Pflegern und Schwestern eine Bindung aufgebaut habe.Dort gabs dann endlich mal was zwischen die Zähne.Welche Freude.Du hast dich relativ schnell erholt und wurdest 3 Tage später auf Normalstation verlegt.
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+15.06.2008

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  #4  
Alt 21.08.2008, 11:16
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Standard AW: Wiedersehen Mama

Liebste Mama,

alles Gute zu deinem 54. Hochzeitstag.

Papa hat ja nicht so oft daran gedacht, aber ich glaube heute wird er besonders an dich denken.
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Meine Mama

+15.06.2008

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  #5  
Alt 24.08.2008, 15:05
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Standard AW: Wiedersehen Mama

Liebe Mami,

heute bist du schon 10 Wochen nicht mehr bei uns. Es ist für mich immer noch unvorstellbar, dass du in der kleinen Urne tief in der Erde bist. Alles Materielle hast du zurück gelassen.

Morgen haben deine Enkelsöhne ihren 17. Geburtstag, der erste Feiertag ohne Dich. Aber ich weiß, du bist bei uns.
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+15.06.2008

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  #6  
Alt 24.09.2008, 21:10
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Standard AW: Wiedersehen Mama

Nun endlich Normalstation, jetzt heißts erstmal aufpäppeln,zunehmen,mobilisierung, und Stoma-einführung. Deine Bettnachbarin war eine ganz liebe, sie hatte auch ein Stoma und konnte es auch rückverlegen lassen, das war auch dein Ziel.Nun denn, das mit dem Essen klappte nicht so gut. Durch das viele Liegen war deine Lunge angegriffen. Zweimal wurdest du punktiert, und immer 1,5 Liter raus.
So, nun kam das Thema Rhea zur Sprache. Wie soll das gehen? Ohne Hilfe kannst du keinen Schritt gehen, obwohl der "Knochenbrecher" Thilo schon viel vollbracht hatte. Geriatrie, das wäre wohl das beste, ja, nur nehmen die Patienten nur für 2 Wochen und es ist eh kein Platz frei. Dabei wolltest du nur eins : Raus aus der Klinik.
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+15.06.2008

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  #7  
Alt 09.10.2008, 09:15
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Standard AW: Wiedersehen Mama

Am 28. Feb.2008 kamst du nach Feldafing zur Frühreha. Welche Freude und Erleichterung auf beiden Seiten. Der Aufenthalt dort war sehr schön, allein das Essen,es wurde auf Porzelan und Tablett durch "uniformiertes" Personal "serviert". Nachmittags gabs immer Kuchen und Kaffee, den Kuchen hast du immer gegessen. Auch die Behandlungen waren super. Wir konnten nach ein paar Tagen sogar im Rollstuhl zum Aussichtsfenster fahren. Es war sehr anstrengend für dich, aber mal ne Abwechslung. Deine OP-Wunde heilte zwar nur langsam und bereitete dir Schmerzen, aber die Aussicht bald nach Hause zu kommen stärkte dich.
Nach 3 Wochen, am 20. März war es endlich so weit. Ab in den Rollstuhl und zum Parkplatz. Eine Stunde Fahrt, die du unter Schmerzen, aber total glücklich überstanden hast. Wie kommen wir in den 2ten Stock?? Du warst so tapfer,stark wir haben es geschafft. Endlich zu Hause. Du warst so glücklich
Die erste Nacht im eigenen Bett, du bist richtig aufgeblüht, Papa und ich waren so froh und erleichert. Nun hieß es weiter mit Mobilisierung.
Das gestaltete sich nicht einfach, nachdem wir den Rollator, der uns für den Entlassungstag zugesichert wurde, erst nach einer Woche bekamen. Mist. Also mußtest du am Arm von Papa zur Toilette,ins Schlafzimmer,Wohnzimmer und zurück.Klappte recht gut. Die ersten Tage zuhause hast du noch gut
gegessen, zwar sehr wenig, aber ich war zufrieden.
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