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  #1  
Alt 27.09.2008, 17:44
Hansjörg Burger Hansjörg Burger ist offline
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Beiträge: 295
Standard AW: Nachbestrahlung nach totaler Prostata OP sinnvoll ???

Hallo,

ich war auf dem Urologenkongress in Stuttgart und da wurde in einem Vortrag zur Bestrahlung nach OP folgendes gesagt:

1.) sofort nur, wenn R1-Situation vorliegt (positiver Schnittrand)
2.) 4 Wochen nach der OP, wenn kontinent
3.) wenn nicht kontinent 6 Monate nach der OP
4.) hohes Grading (Gleason Score oder WHO ist kein Grund für die Nachbestrahlung
5.) wenn keine sofortige Bestrahlung durchgeführt wird, dann PSA-Verlauf abwarten und bei Rezidiv frühzeitig bestrahlen
(ab 0,2 - 0,5 PSA) (Wert korrigiert, es war tatsächlich ein Fehler in der Kommastelle!)

Die EAU und AUA-Guidelines empfehlen auch bei Samenblaseninfiltration und Kapseldurchbruch die sofortige Bestrahlung

Wann sollte eine Bestrahlung direkt nach der Operation erfolgen?

Eine Bestrahlung nach der Operation wird empfohlen, wenn folgende Risiken für ein späteres Lokalrezidiv vorliegen: positiver Schnittrand (R1), Samenblaseninfiltration oder Kapseldurchbruch.
Dabei muss abgewogen werden, ob die Bestrahlung direkt im Anschluss an die Operation erfolgt oder zunächst ein Anstieg des PSA-Wertes abgewartet werden kann. Eine Bestrahlung sollte, wenn möglich, erst nach Wiederherstellung der Kontinenz durchgeführt werden.

Eine verzögerte Bestrahlung sollte idealerweise bei einem PSA-Wert von 0,5 – 1,5 ng/ml begonnen werden


Gruß

Hansjörg Burger

Geändert von Hansjörg Burger (29.09.2008 um 18:15 Uhr)
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  #2  
Alt 28.09.2008, 10:07
Benutzerbild von M.Daniel
M.Daniel M.Daniel ist offline
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Beiträge: 11
Frage AW: Nachbestrahlung nach totaler Prostata OP sinnvoll ???

Hallo Hr. Burger,

vielen Dank für die ausfühliche Antwort.
Sie erwähnten in Ihrer Antwort folgendes

-->
Punkt 5)
"Wenn keine sofortige Bestrahlung durchgeführt wird,
dann PSA-Verlauf abwarten und bei Rezidiv frühzeitig bestrahlen
(ab 0,02 - 0,05 PSA)

-->
Eine verzögerte Bestrahlung sollte idealerweise
bei einem PSA-Wert von 0,5 – 1,5 ng/ml begonnen werden

Ich verstehe nun nicht warum man bei einer verzögerte Bestrahlung bis zum PSA von 0,5 – 1,5 ng/ml wartet ???
Können Sie mir BITTE den Unterschied zw. den beiden genannten
Punkten erklären ?

Wie sind ihre Erfahrungen mit Bestrahlungen, speziell die Nebenwirkungen ?

Besten Dank vorab.

mfG M.Daniel

Geändert von M.Daniel (28.09.2008 um 10:18 Uhr)
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  #3  
Alt 28.09.2008, 11:40
Hansjörg Burger Hansjörg Burger ist offline
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Registriert seit: 17.08.2005
Beiträge: 295
Standard AW: Nachbestrahlung nach totaler Prostata OP sinnvoll ???

Hallo Daniel,

das kann ich Ihnen auch nicht erklären, das sind die Unterschiede zu den Empfehlungen der amerikanischen Leitlinien und Leitlinien sind oft ein Kompromiss unterschiedlicher Meinungen und Einschätzungen. Kompromisse, die in zähen Verhandlungen und Beratungen erzielt werden.

Bisher ging man in Deutschland von einem PSA-Wert von 0,8 - 1,5 aus als Schwelle für die Nachbestrahlung aus
.
Das hat sich geändert, erstmals hörte ich auf dem Urologenkongress in Berlin in 2007 von 0,4 und dies wurde in verschiedenen Vorträgen, die ich gehört habe, weiter nach unten korrigiert, so dass die Empfehlung in Deutschland mehr in die Richtung 0,2 bis 0,5 geht.

Ich bin gespannt, was die deutsche S3-Leitlinie zu dem Thema sagen wird, die wahrscheinlich nächstes Jahr verabschiedet wird.

Zum Abschluss:

Leider gibt es in der Medizin keine "absoluten" Wahrheiten, weil sie mehr eine Erfahrungswissenschaft ist.


Gruß

Hansjörg Burger
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  #4  
Alt 28.09.2008, 12:08
Benutzerbild von M.Daniel
M.Daniel M.Daniel ist offline
Registrierter Benutzer
 
Registriert seit: 20.05.2008
Beiträge: 11
Standard AW: Nachbestrahlung nach totaler Prostata OP sinnvoll ???

Hallo Hr. Burger,

haben sie sich bei Punkt 5 evtl. in der Kommastelle vertan ???

Punkt 5)
"Wenn keine sofortige Bestrahlung durchgeführt wird,
dann PSA-Verlauf abwarten und bei Rezidiv frühzeitig bestrahlen
(ab 0,02 - 0,05 PSA)

Wirklich 0,02 - 0,05 ng/ml PSA
ODER 0,2 - 0,5 ng/ml PSA ???

Wollte das nur nochmal abklären,
sodass es hier im Forum nicht zu Missverständnissen kommt.

mfG M.Daniel
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  #5  
Alt 28.09.2008, 14:18
Heribert Heribert ist offline
Registrierter Benutzer
 
Registriert seit: 14.07.2008
Beiträge: 173
Standard AW: Nachbestrahlung nach totaler Prostata OP sinnvoll ???

Hallo Daniel
Zitat:
Zitat von M.Daniel Beitrag anzeigen
Was ist die Nachweisgrenze genau ?
IMMER 0,00 ng/ml oder gibt es auch einen Bereich der
die Nachweisgrenze definiert ?
Die Nachweisgrenze ist erreicht, wenn bei den in der Routinelabordiagnostik eingesetzten Geräte, das PSA nicht mehr messbar ist.
alte Geräte <0,0ng/ml
neuere Geräte <0,00 ng/ml
neueste Geräte <0,000 ng/ml
Zitat:
Man weiß also def. dass bei erneutem schnellen PSA Anstieg def. eine systemische Erkrankung vorliegt ?
"Definitiv" ist die falsche Ausdrucksweise. Auf Erfahrung fußend, kann in dieser Situation davon ausgegangen werden, dass der Tumor bereits aktive Metastasen gesetzt hat. Kommt es erst nach 9 Monaten, nach PSA unter der Nachweisgrenze, zu einem langsamen, fortwährenden Anstieg ist von einem Lokalrezidiv auszugehen, welches mit Bestrahlung noch gute Erfolgsaussichten hat, etwa 50-60%. Ja und hierbei ist es wichtig, wie Hansjörg Burger schon schrieb, sehr früh, ohne bildgebenden Beweis, die Therapie zu beginnen. Besser bei 0,1 ng/ml als bei 0,5 ng/ml.
Zitat:
Was bedeutet Androgendeprivation ?
Das ist der Entzug bzw. die Blockierung von Testosteron (T) und Dihydrotestosteron(DHT) mittels Medikamenten oder per Kastration, wobei zuletzt Genanntes nur noch sehr selten erfolgt - z.B. bei schwerem Herz-Kreislaufrisiko.

Gruß, Heribert
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