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  #1  
Alt 03.12.2008, 17:06
Tochter1980 Tochter1980 ist offline
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Registriert seit: 17.04.2008
Beiträge: 89
Standard AW: Wie lange dauert das Begreifen?

Hallo Elli,
hallo Sanne,

sorry, dass ich mich erst jetzt melde, aber ich bin krankgeschrieben, weil ich am Wochenende einen kleinen Zusammenbruch hatte. Meine Ärztin nimmt mich erst einmal für drei Wochen aus dem Verkehr.

Danke für Eure lieben Worte.

Es geht nun schon wieder ein wenig. Es war an dem Tag, an dem ich den Brief an Mama schrieb einfach zu viel, zu schlimm. Ich habe es nicht mehr gekonnt, ich habe keine Kraft mehr gehabt. Nach ein paar Nächten ohne Alpträume und Beruhigungstabletten geht es mir heute wieder ganz gut.

Meinem Menne wurde anscheinend der Kopf von unseren Freunden geswaschen. Denn seit dem Tag ist er wie ausgewechselt. Er ist lieb, zuvorkommend und nimmt auch den Staubsauger zur Hand.

Gestern waren wir bei Mama und haben ihr einen Stauß Fresien gebracht, die hat sie seit ihrer Erkrankung einmal im Monat von mir bekommen. Es war schwer. Mein Menne hat geweint und wollte lange nicht gehen. Ich denke, dass auch er sehr an dem Verlust zu knabbern hat. Ich weiß, dass er meine Mama sehr lieb hat. Immerhin kennt er sie seit über fünf Jahren und die Beiden hatten ein gutes Verhältnis. Ich hoffe es bessert sich...

Bin noch ein bisschen benebelt, kann daher sein, dass ich mich etwas wirr anhöre.

Liebe Elli,
bekommst Du heute immer noch solch Sachen vorgesetzt oder verläuft sich dass nach einer Zeit. Ich bin nämlich auch noch lange nicht bereit mein gewohntes Leben aufzunehmen und laut unserer Ärztin (sie kennt unsere Familie schon seit 17 Jahren) wird es auch noch sehr lange dauern.

Mir ist es nicht egal, was mir mein Freund sagt. Es tut mir weh, denn auf der einen Seite erzählt er mir, er ist erst einmal drei Monate außer Gefecht gesetzt wenn seine Mutter stirbt, verlangt aber von mir das es sechs Wochen nach dem Tod meiner Mutter wieder normal ist. Auf meine Frage hin was er mit seinem Vater machen würde, wenn seine Mutter eher gehen muss, bekomme ich von ihm irgendwann muss er alleine klar kommen und außerdem bist Du ja da und kannst ihm dann alles zeigen, aber ich darf nicht zu meinem Vater? Es tut weh und er wird es erst merken wenn er selber in dieser Situation ist.

Liebste Sanne,

danke, danke, danke. Du weißt wofür.

Ganz liebe Grüße
Susi

Weiß schon jetzt nicht mehr was ich geschrieben habe. Nehmt es mir also bitte nicht übel, wenn es defus ist.
__________________
In Erinnerung an unsere geliebte und starke Frau und Mama
*28.02.1958 +18.10.2008
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  #2  
Alt 05.12.2008, 09:17
Benutzerbild von elli1962
elli1962 elli1962 ist offline
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Registriert seit: 02.07.2008
Ort: München
Beiträge: 340
Standard AW: Wie lange dauert das Begreifen?

Liebe Susi,

bei mir läuft in der Umwelt schon lange wieder das normale Leben, aber für mich selbst wird es kein "normales" Leben mehr geben. Der Tod meiner Mama hat mich geprägt und verändert. Manchmal zum Positiven aber auch zum Negativen. Positiv: ich bin viel ruhiger geworden, und ich weiß, was wirklich wichtig ist im Leben.
Negativ: ich kann nicht mehr unbeschwert lachen und fröhlich sein, meine Gedanken kreisen ständig um Mama und was ich alles hätte tun und lassen sollen. Diese Selbstverständlichkeit dass Mama einfach nur "da" war wird mir immer mehr bewußt, und ich vermisse sie täglich ein bischen mehr.

Keiner in meiner Familie spricht von ihr, alles geht seinen gewohnten Gang, natürlich, meine Mama war ja nicht jeden Tag bei uns, aber ich bin so dankbar für dieses Forum, hier sind Menschen, die die gleichen Gefühle und Ängste haben wie ich. Das hilft mir sehr. Es ist für mich wie eine kleine Ersatzfamilie geworden.

Ich wünsche Dir einen schönes 2tes Adventswochenende

LG Elli
__________________
Meine Mama

+15.06.2008

Dich zu verlier'n war schwer,
Dich zu vermissen noch viel mehr
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  #3  
Alt 06.12.2008, 20:03
Tochter1980 Tochter1980 ist offline
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Registriert seit: 17.04.2008
Beiträge: 89
Standard AW: Wie lange dauert das Begreifen?

Hallo zusammen,

keine Ahnung was passiert ist als ich den letzten Beitrag hier geschrieben habe.
Aber mein Menne hat sich gewandelt. Ich denke ha mal das unsere Freunde ihm den Kopf gewaschen haben. Er ist wieder ruhig und zuvorkommend. Keine Vorhaltungen mehr, dass ich mich nicht um ihn kümmer und kein Gepiesacke mehr.

Heute waren wir bei Mama am Grab und haben alles Winterfest gemacht. Es ist so schwer. Ich weiß nicht wie ich es beschreiben soll. Im einen Moment ist alles in Ordnung, im nächsten Moment fehlt sie überall und dann wieder bekomm ich einen Weinkrampf ohne zu wissen warum. Ich weiß das ich sie nie wieder in den Arm nehmen kann aber ich kann es nicht akzeptieren.

Jeden Tag vermisse ich sie mehr oder weniger. Es gibt Tage da weine ich von morgens bis abend und kann nur mit Beruhigungstabletten und Schlaftabletten über den Tag kommen und dann muss ich wieder den ganzen Tag unter Strom stehen, weil ich sonst nur an sie denke oder ich fühle gar nichts und bin wie Tod, innerlich.

Gestern abend haben Papa und ich dem Nikolaus geholfen und Säckchen für Mama´s Kinder verteilt. Bei neun Kindern haben wir gestern an der Tür geklingelt. Zweimal. Papa hat den Wäschekorb voller Stiefel gehalten und ich habe verteilt. Wir sind nach dem Klingeln gegangen ohne zu warten und als wir zu Hause waren, waren wir glücklich und zufrieden, weil wir wissen, so hätte Mama es auch getan und dann lagen wir uns in den Armen haben uns angelacht und bitterlich geweint, weil sie in dem Moment so sehr fehlte.

Alleine aus der Erinnerung heraus ihr Lächeln und das Lächeln im Gesicht und das Glänzen in den Augen ihrer Kinder zu sehen, ist so schön und gleichzeitig so traurig und schmerzvoll.

Heute hat unsere Nachbarin einen Kranz für die Tür gebracht. Das macht sie jedes Jahr und die beiden Mädchen von Mama haben Papa heute seinen Nikolaus gebracht und gleich den halben Tag bei uns verbracht. Habe es gerade mal geschafft Staub zu wischen und Papa konnte einkaufen, ansonsten waren die Mädchen im Mittelpunkt. Es war schön...

Ich wünsche Euch einen wunderschönen, erholsamen und ruhen zweiten Advent.

Alles liebe
Susi
__________________
In Erinnerung an unsere geliebte und starke Frau und Mama
*28.02.1958 +18.10.2008
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