Stammtisch

[Blue]

Liebe Erika, wenn es sich irgendwie einrichten läßt, mache heute am ersten Regenbogentag etwas Besonderes, tue Dir etwas Gutes und wenn es geht, sei nicht alleine. Wenn die Gedanken in Deinem Kopf umherwirbeln und Du weißt nicht wohin, dann erzähle von Deinem Mann – vielleicht hier? Und natürlich ist heute (und eigentlich immer) alles erlaubt, Weinen und Lachen, alles was Dein Herz möchte. Klar, ich hoffe die Tage vorher waren „schlimmer“ als der Tag heute. Hoffe es ist irgendwie erträglich.

Hallo Carmen und Siegfried, willkommen in der Runde.

Rowa, wie geht es Dir? Alles klar?

Kommt gut durch den Tag

Grüßle
Bruni

[bernhardiner]

vielen Dank für die nette Aufnahme hier in der Runde. Es ist schon eigenartig, wie so ein gemeinsames Schicksal sich eigendlich fremde Menschen zusammenbringt.
Man ist sich ganz schnell gar nicht mehr so fremd.
Ich war mit meiner Karin 41 Jahre zusammen, davon 37 Jahre verheiratet. Sie hat viele Jahre bei mir mit in der Firma gearbeitet, so daß wir wirklich 24 Stunden am Tag zusammen waren. Trotzdem gab es kaum Augenblicke, wo wir uns nichts zu sagen hatten. Oft hat einer genau das ausgesprochen, was der andere gerade gedacht hat. Wir haben dann immer gelacht und gesagt, warum reden wir überhaupt noch miteinander. Klar gab es auch mal Gewitterwolken. Aber wir haben es immer wieder geschafft, sie weg zu schieben. Wir hatten uns mal versprochen, nie abends ins Bett zu gehen, solange noch einer auf den anderen böse war. Das haben wir auch fast immer geschafft.
Wir haben viel miteinander gelacht und wir hatten die gleichen Hobbys. Haus, Garten, Hund und Skandinavien.
Wenn ich dies hier so schreibe, sehe ich Karin gleich wieder ganz nah bei mir. Ich kann es einfach nicht akzeptieren, daß sie nicht mehr da sein soll. Klar war sie in der letzten Zeit schon arg gezeichnet von der Krankheit, aber sie war da. Ich konnte zu ihr gehen, sie berühren und streicheln oder küssen. Jetzt streichele ich ihr Bild oder ihr Kissen. Das reimt sich ja sogar.
Ich hör jetzt aber lieber erst einmal auf, bevor ich mich noch mehr herrunter ziehe.

LG, Siegfried

[Conan]

Hallo Ihr Lieben,
ich hätte nie gedacht, dass ich mal "fremden" Menschen so mein Herz ausschütten werde aber es ist wirklich schön hier bei euch. Ich bin schon immer neugierig, wer was geantwortet hat. Und irgendjemand ist immer da, der die richtigen Worte findet. DANKE!
Ich habe noch so viel zu erledigen und hatte mir für heute so viel vorgenommen aber ich habe keine Lust. Bis Mittag habe ich nun wieder die Zeit vertrödelt. wie schafft ihr es, euch zu motivieren euch aufzuraffen, den normalen Alltag zu meistern?!
Seid alle lieb gegrüßt Carmen

[Anemone]

Hallo Bernhardiner,
herzlich willkommen am Stammtisch. Schön, dass sich mal wieder ein Mann zu uns setzt (die Herren sind eindeutig in der Minderzahl).
Nein, auch wenn man weiß (oder ahnt), dass der geliebte Mensch bald sterben wird, ist es ein Schock, plötzlich alleine zu sein.
Mein Schatz und ich hatten auch 41 gemeinsame, schöne Jahre. Es ist unendlich schwer, nun ein "neues" Leben aufzubauen ohne den geliebten Menschen.
Ich bin nun schon drei Jahre allein und habe immer noch meine Probleme damit. Es kostet so viel Kraft. Aber - und vielleicht ist das ein Trost für Dich - der Schmerz wird erträglicher, auch wenn er nie ganz weg ist. Ich wünsche Dir auf jeden Fall alles Gute und hoffe, dass Du Dich in dieser Runde ein wenig geborgen fühlen kannst.
An Dich und alle anderen Stammtischler schicke ich viele Grüße.
Anemone

[Morgana]

@Carmen:
ein kleines HuHu aus der Mittagspause....
Am Stammtisch sind ganz viele verschiedene Stühle, passend für jeden, der sich setzen will und vielleicht mal einfach ein bißchen Zuwendung brauchen könnte. Mir gefällt es hier immer besser ....
Also ich nehme mir auch einiges vor und erledige genau 2 Dinge/Tag , das habe ich mir angewöhnt...damit ich das gute Gefühl habe, doch noch etwas erledigt zu haben und nicht mit hängendem Kopf den nicht-erledigten Dingen nachärgere...
Ehrlich gesagt...ich motiviere mich für den normalen Alltag indem ich mir vorstelle, dass ich eine Rolle in einem Theaterstück spiele; ich spalte Gedanken, Sorgen, Trauer ab...das klappt ganz gut, bis ich dann nach Feierabend wieder langsam "all das" auf mich zukommen lasse...wieder "Ich armes Hühnchen " bin...Dazu stehe ich dann auch...und heule und schiefe manchmal, als wollte ich gar nimmer aufhören...

@Siegfried: So, wie Du es beschreibst...da kenne ich manchen schönen Momente, ja, den liebevollen Alltag mit meinem Mann wieder. Auch wir sind immer erst eingeschlafen, wenn wir uns wieder "vertragen" hatten, mit einem Bussi besiegelt...es schläft sich viel besser, wenn da nix mehr geklärt werden muß. Gelacht haben wir auch gern miteinander...und gemeinsame Hobbies: Garten, Katzen, Schottland . Sein eigenes war MOTORRADFAHREN .
Ja, auch in seinen letzten Lebenswochen, wor er schon schwer gezeichnet, vorwiegend im künstlichen Koma lag, da war die Liebe, die Zärtlichkeit da...Noch Kuscheln und Streicheln zu können...er war ja noch da...

Sende mal einen Regenbogen:


Fühlt euch alle mal von mir lieb umarmt


Morgana

[Conan]

Hallo Ihr Lieben,
wenn ich das hier lese, hatte ich ja noch richtig "Glück"! Mein Spatz war bis zum letzten Tag auf den Beinen, er war zwar schwach,und musste sich immer öfter hinlegen aber er war noch relativ gut drauf. Die Ärzte haben auch immer gemeint,dass das nicht normal ist, dass er noch so klar ist (und überhaupt noch lebt). Aber für ihn stand das Thema "Sterben" gar nicht zur Diskussion, er wollte nur erst wieder zu Kräften kommen. Noch am Freitagabend waren wir zusammen unseren Sohn vom Zug abholen, haben dann einen Tee getrunken und haben geplant, was am nächsten Tag alles gemacht werden muss. Und am Sonnabendmorgen ist er um 8.45 Uhr für immer eingeschlafen. Aber selbst da gingen seine Augen nicht richtig zu, als wenn er sich immer noch gewehrt hat! Oh nein, jetzt habe ich wieder dieses Bild vor mir, ich lass jetzt erstmal in Ruhe die Tränen laufen!
Traurige Grüße von Carmen

[Bremensie]

Hallo alle zusammen,
zuerst einmal möchte ich mich bei denen ganz lieb bedanken die am 17. den ersten Todestag meines Schatzes, an mich gedacht bezw mir hier im Forum geschrieben haben. Ich habe es geschafft so einigermaßen über die Runden zu kommen. Am Nachmittag habe ich lange mit meiner Freundin am Telefon geredet. Dann hat auch eine ganz liebe Bekannte angerufen.Ich versuche dass blöde Trauertier mit jedem Tag ein wenig weiter weg zu scheuchen. Tja aber ab und zu kommt es dann wieder so richtig nah an mich ran.



Hier im Norden ist der Winter auch mal wieder ein wenig zurückgekommen. Werde wohl morgen zur Arbeit Stiefel anziehen müssen.
Winterlich Grüße schickt euch allen
Erika

[Conan]

Hallo Ihr Lieben,
ich habe mich jetzt durchgerungen, ab Montag wieder arbeiten zu gehen! Lust habe ich gar nicht, ich möchte mich lieber weiterhin hier in meiner Wohnung verstecken und keinem Menschen begegnen. Was habt Ihr für Erfahrungen, tut Arbeit gut?
Heute vor vier Wochen hatte ich den letzten Tag gemeinsam mit meinem Spatz! D.h. morgen vor vier Wochen hat er mich für immer verlassen. Alle sagen, dass es Zeit wird arbeiten zu gehen, aber ich habe eine Sch-Angst davor. Es kommt mir wie ein Verrat an meinem Spatz vor, das Leben kann doch nicht einfach normal weitergehen ohne ihn.
Gestern war ich mit meinem Sohn shoppen, das war alles ok. Aber dann das nach Hause kommen in eine leere Wohnung! Oh man, irgendwie denkt man immer, jetzt ist er doch wieder da, er muss doch da sein! Anders geht es doch gar nicht!
ich umarme euch alle ganz lieb und hoffe, dass ihr euch mal meldet.
Carmen