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  #1  
Alt 16.06.2009, 23:47
Benutzerbild von meliur
meliur meliur ist offline
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Registriert seit: 26.02.2007
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Standard AW: wie ändert man sein denken?

Liebe Dani,

auch ich gehöre eigentlich nicht in das U-25-Forum (ich würde noch eine Weile in ein U-40er passen), aber vor 3 Jahren hats mich auch erwischt mit Darmkrebs.

Eins ist mir sehr bald klar geworden:
Frage nicht WARUM, frage WOZU.

Übrigens, mir gings ein bisschen wie Simon:
erst am Boden zerstört, weil ich nicht wusste, ob ich je wieder normal würde arbeiten können, in den Urlaub fahren und 1000 kleine Dinge... Bis auch ich gemerkt hab: kleine Brötchen backen, denn das schafft man irgendwie, und irgendwann auch immer besser. Dann kann man sie größer machen
Und was war? Nach einem knappen dreiviertel Jahr mit OPs, Therapien, Reha etc. hab ich, erst ganz reduziert, wieder angefangen zu arbeiten. Ein halbes Jahr später wieder so viel wie vor der Diagnose. Und in sechs Wochen fliegen mein Freund und ich für 4 1/2 Wochen in den Urlaub nach Australien !!

Alles Liebe,
meliur
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  #2  
Alt 19.06.2009, 18:42
dani25 dani25 ist offline
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Standard AW: wie ändert man sein denken?

hallo zusammen,

gibt es denn eine antwort auf: WOZU?
eigentlich weiss ich ja, dass es am besten ist wenn man sich gar nix frägt,denn selbst wenn es eine antwort darauf gebe,wäre sie bestimmt wenig befriedigend.
man muss es wohl oder übel einfach durchbeissen und darauf hoffen das es bald vorbei ist.aber wie schon oft gesagt,manchmal funktioniert das eben nicht so.ich habe sehr viel unterstützung von familie und freunde,aber manchmal hab ich schon ein schlechtes gewissen,weil sich alle soviel sorgen machen.
normal?
glg
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  #3  
Alt 20.06.2009, 18:05
Benutzerbild von meliur
meliur meliur ist offline
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Standard AW: wie ändert man sein denken?

Doch, liebe Dani, ich habe einige Antworten aufs "Wozu" gefunden und werde wohl immer wieder welche finden. Aber für jeden einzelnen lautet diese Antwort anders. Überleg mal: Welche positiven Erfahrungen hast Du seit der Diagnose gemacht? Ich bin mir sicher, mindestens eine findest Du.
Damit will ich nicht sagen, dass es toll ist, Krebs zu haben, aber jeder macht dadurch bestimmte Erfahrungen, die er sonst nie gemacht hätte. Meine möchte ich heute nicht missen.
Und trotzdem: Klar gibts immer wieder diese Phasen, in denen es einfach nur ums Durchhalten geht und man sonst gar nix wissen und hören will, und in denen man sich wider besseres Wissen eben doch immer wieder "warum?" fragt. Und die machen fertig, traurig, manches scheint so völlig aussichtslos. Frust, Wut, oder auch einfach keine Kraft mehr, körperlich wie seelisch.
Gerade dann ist es gut, liebe Leute um sich rum zu haben.
Schlechtes Gewissen, weil sie sich um Dich sorgen: Die Sorgen sind normal, das schlechte Gewissen, weil Du diese Menschen magst, wohl auch. Ich habe das Leid des Angehörige-Seins erst kapiert, als bei meiner Freundin, die, ein paar Jahre jünger als ich (Anfang 30), an Hautkrebs erkrankt war, die Überlebenschancen plötzlich so rapide sanken. Daneben zu stehen und nichts, nichts tun zu können, das war so schrecklich. An meine eigene Krebserkrankung habe ich dabei nie gedacht. Der Unterschied für mich ist: bei der eigenen Erkrankung geht es "nur" um mich. Und ich hatte und habe immer das Gefühl, selbst dabei etwas tun zu können. Wenn es um einen Angehörigen geht, ist oft die Ohnmacht so stark!
Hast Du Dir je um Dich selbst Sorgen gemacht, Dani?
Komisch, ich mir nicht, und vielleicht geht es ja anderen auch so?!?
Um andere dagegen hast Du Dich bestimmt schon gesorgt.

So, das war mein Wort zum Sonntag...
Liebe Grüße!
meliur
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  #4  
Alt 21.06.2009, 22:00
dani25 dani25 ist offline
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Standard AW: wie ändert man sein denken?

hey,
ihr kommt mir alle so unglaublich weise vor wenn ich die letzten zwei beiträge so lese.aber ihr habt ja recht.im grunde genommen,sollte man ja dafür sorgen das es einem gut geht,dann geht es ja automatisch den leuten drum rum auch gut.
aber es is schwer,wenn ich manchmal in die augen von meiner ma schaue,seh ich richtig wie sehr es sie quält und ich kann nix dagegen machen.meine ma hatte auch schon zweimal krebs,und wenn ich mich so zurück erinnere,hab ich genau dieses ohnmachts-gefühl(nichts tun zu können) gehabt.
es gibt ja die sorte menschen die nur an sich denken,und die anderen die immer nur an andere denken,es ist wohl irgendwie wichig den mittelweg zu finden.
trotzdem bleibt irgendwo ein schlechtes gewissen zurück.aber selbst wenn es mir richtig gut geht und die andern sehen das,seh ich es in ihren augen das es irgendwie immer präsent ist.
hab nicht unbedingt positive dinge erlebt wenn ich ehrlich bin,aber es macht mich natürlich an erfahrung reicher und hat mich ein stück erwachsener gemacht.man sieht viele dinge plötzlich aus einer anderen perspektive und man geniesst die kleinen dinge mehr ,selbst ein treffen mit freunden nehm ich viel"intensiver" wahr als vorher.
vielleicht kann ich mir ja irgendwann auch die Frage: WOZU beantworten...

wünsch euch nen schönen wochenstart

lg
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  #5  
Alt 22.06.2009, 17:39
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meliur meliur ist offline
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Standard AW: wie ändert man sein denken?

Hi Dani,

...diese Frage hast Du eigentlich schon beantwortet (und nein, damit möchte ich gar nicht weise klingen, ich fühl mich nämlich ziemlich unweise, aber das ist ein anderes Kapitel ):
Dir ist es gelungen, eine andere Perspektive einzunehmen. Den Wert von Freundschaften neu zu entdecken (vielleicht zu sehen, was wahre Freundschaften ausmachen kann). Vielleicht auch neue Freunde zu gewinnen - die, die da sind, wenns wirklich drauf ankommt. Einen Schatz an Erfahrungen dazuzugewinnen. Das schaffen manche andere ihr ganzes Leben lang nicht richtig!
Ist das vielleicht nichts? Ich will nicht behaupten, dass man erst Krebs haben muss, um all das zu erreichen. Aber andersherum betrachtet gibts eine Reihe von Einsichten und Erkenntnissen, die man sonst wohl nicht gehabt hätte.
Das "wozu", ich fasse es so auf: Vielleicht ist es meine Aufgabe, diesen ganzen Mist durchzustehen, weil ich dann etwas anderes viel lockerer wegstecke. Vielleicht ist es meine Aufgabe, lebend da durchzukommen, weil irgendwann hinterher noch irgendein anderer wichtiger Job auf mich wartet. So in diese Richtung... Verstehst Du, was ich meine?

So, genug der klugen Reden ...
Wie läuft die Chemo? Welche kriegst Du? Ambulant oder stationär? Wirst Du auch bestrahlt? Wie steckst Du alles gesundheitlich bis jetzt weg? Ich wünsche Dir jedenfalls eine gute Woche!

Liebe Grüße,
meliur
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  #6  
Alt 24.06.2009, 19:11
dani25 dani25 ist offline
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Standard AW: wie ändert man sein denken?

hallo,

bekomm folfox 4.chemo is ja irgendwie immer doof,ne
merke nur schubweise was,also die pnp sind halt extrem präsent wenn es kalt wird,kann auch kein eis mehr essen,wird sofort taub
aber ansonsten geht es einigermassen,müdigkeit halt aber damit kann man leben denk ich.
auch wenn die akzeptanz immer mehr kommt,wobei man es auch resignation nennen könnte,nutzt ja nix sich zu sträuben,hätt ich trotzdem auf die neuen ansichten usw. verzichten können.
aber ich hätt ne frage bezogen auf HT-Patient:kriegt ihr das wirklich hin,dass ihr euch gut fühlt bloß weil ihr es euch sagt.mir fällt es teilweise richtig schwer und es funktioniert nicht wirklich.
lg
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  #7  
Alt 25.06.2009, 10:56
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hope38 hope38 ist offline
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Standard AW: wie ändert man sein denken?

Hallo Dani!
Auch ich bin nicht U25, aber bin 2006 an Darmkrebs erkrankt. Die Chemo FOLFOX 4 bekam ich auch. Wenn Du da durch bist, kannst Du auch wieder Eis essen! Gut, daß Du sie einigermaßen verträgst. Bist Du schon operiert worden?

Zu Deiner Frage,wie Du es lernst, mit der neuen Situation Krebs umzugehen: Ich weiß nur eine Antwort: Jeder findet seinen Weg.
Was sich so einfach anhört, ist verdammt schwer. Ich zB kann den Krebs nicht "annehmen", allenfalls habe ich geschafft, mich damit zu arrangieren. Mir hat der Krebs in erster Linie auch Einschränkungen und Leid gebracht, Veränderungen, aber ich habe gelernt, mit ihnen zu leben und sogar gut zu leben.

Ich gehöre zu der Sorte Mensch, die zwar auch viele positive Erfahrungen gemacht haben, die aber eher daran glauben, daß viele Dinge auch ohne den Krebs passiert wären bzw von mir nicht vermißt würden, hätte ich sie nicht gekannt

Du stehst am Anfang dieser ganz neuen Lebenssituation und hast sicher das Gefühl, daß die Schuhe, in denen Du nun läufst, Dir nicht passen. Sie werden es aber sicherlich bald. Wir Menschen haben einen unglaublichen Willen, für uns selbst "gut" zu leben.

Eine Verhaltenstherapie finde ich auch einen guten Ansatz und ich kann mir vorstellen, daß da einige, sehr hilfreiche Denkanstöße kommen. Was man davon umsetzen kann und will, findet man dann allein mit der Zeit raus.

Meliur und HT haben schon sehr schöne Ansätze beschrieben und oftmals wünschte ich mir für mich auch ein wenig Gelassenheit und Vertrauen. Aber das ist wohl zur Zeit noch nicht mein Weg
Dir alles Liebe und Kopf hoch,
die hope
__________________
am 02.05.2006 Rektum-Ca-Diagnose, Chemo+Bestrahlung, OP im August 2006, danach von 11/06 bis 02/07 adjuvante Chemo, Anlage eines Ileostomas, Rückverlegung in 01/09

(alle von mir im KK verfaßten Beiträge/Texte und Geschichten dürfen ohne meine Erlaubnis nicht weiterverwendet werden)
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  #8  
Alt 25.06.2009, 18:58
*Anoli* *Anoli* ist offline
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Beiträge: 46
Standard AW: wie ändert man sein denken?

Ein sonniges Hallo an alle hier,

lese seit einiger Zeit hier mit und finde es total gut, was hier zu diesem Thema geschrieben wird.
Es ist ja nicht nur der medizinische Aspekt, um den man sich Gedanken machen muß, sondern die eigene innere Einstellung zu sich selbst und allem, was einem das Leben da so serviert ist enorm wichtig um möglichst positive Effekte im Verlauf einer Erkrankung zu erzielen.

@ HT-Patient
Deine Postings finde ich echt klasse, es trifft auf den Punkt auch meine Art mit dem Leben umzugehen. Da meine Krebserkrankung schon sehr lange zurückliegt (1975 Rhabdomyosarkom der Leber, OP in USA mit 85% Leberresektion, davon ca. 1750g Tumor...) habe ich schon mit 12 Jahren angefangen, die wirklich wichtigen Dinge wieder zu 'erinnern'.
Und die Frage 'wozu' ist für mich auch keine Frage mehr, das ist halt eben das Leben, mit all seinen Höhen und Tiefen.
Wie bei allem, keine Sonne ohne Schatten, kein Tag ohne Nacht usw....es sind doch immer die schwierigen Zeiten im Leben, die uns formen und in uns ganz andere Seiten zum Vorschein bringen.
Wie bei einem Diamanten - erst wenn der Stein geschliffen ist erstrahlt er in seinem ganz eigenen Glanz - werden auch wir vom Leben 'geschliffen' um möglichst all unsere 'Facetten' zum Glänzen zu bringen.

Die positive Lebenseinstellung ist wirklich eine individuelle Entscheidung - wie du so schön schreibst jeden Tag wieder aufs Neue. Das ist es dann auch, was uns nicht mehr als 'Opfer' widriger Umstände klein und schwach macht, wir haben immer die freie Entscheidung, wie wir damit umgehen (geht halt auch mal mehr und mal weniger gut, aber wir sind ja alle lernfähig... ) und das läßt uns dann auch zu unserer Stärke finden.


Folgendes Gedicht habe ich schon oft weitergegeben, mir gefällt es sehr gut, weil es so schön in Bildern 'spricht':

Leben lernen

Von der Sonne lernen, zu wärmen,

von den Wolken lernen,leicht zu schweben,

von dem Wind lernen, Anstöße zu geben,

von den Vögeln lernen, Höhe zu gewinnen,

von den Bäumen lernen, standhaft zu sein.

Von den Blumen das Leuchten lernen,

von den Steinen das Bleiben lernen,

von den Büschen im Frühling Erneuerung lernen,

von den Blättern im Herbst das Fallenlassen lernen,

vom Sturm die Leidenschaft lernen.

Vom Regen lernen. sich zu verströmen,

von der Erde lernen, mütterlich zu sein,

vom Mond lernen, sich zu verändern,

von den Sternen lernen, einer von vielen zu sein,

von den Jahreszeiten lernen, dass das Leben immer,
an jedem Tag,
von Neuem beginnt ...


Mit ganz lieben Wünschen für alle hier,
Ilona
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