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  #1  
Alt 05.06.2010, 09:51
yagosaga yagosaga ist offline
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Standard AW: Kleinzeller mit Fernmetastasen

Liebe Silja,

herzlichen Dank für Deine liebevollen Worte. Meine Frau und meine Tochter (3 Jahre) haben immer wieder meine Leber bzw. deren äußere Oberfläche mit Rosenöl liebevoll gesalbt. Das tut mir sehr gut und erzeugt ein Wohlgefühl, das besonders schön war in der Zeit als ich unter dem Kapselschmerz litt.

Ja, diese Berg- und Talfahrten... Diese Woche habe ich noch ein ganz besonderes Geschenk bekommen. Ich war bei meinem Neurologen, der mich schon längere Zeit vor der Krebserkrankung behandelt hatte und mich auch sehr gut kennt. Er war natürlich geschockt. Ich wollte von ihm wissen, wie er zur Hirnbestrahlung steht. Und was dann herauskam, überraschte mich: er hatte in den Jahren, in der er in der Klinik arbeitete, bei mehreren hundert Patienten Hirnbestrahlungen begleitet und überwacht, bis zu 50, 60 Gy, die das hervorragend vertragen haben. Bei der vorbeugenden Hirnbestrahlung, die für mich evt. in Frage käme, solle ich mir keine Sorgen wegen bleibender Schäden machen! Mit Übelkeit in den Stunden / Tagen danach muss ich rechnen. Aber er sagte mir auch, so wie er mich erlebt, meine körperliche und psych. Verfassung, da ist "Raum für Wunder". Das sagt jemand, der Ahnung hat und Erfahrung mit Krebspatienten. Ich war derart platt, so etwas aus seinem Munde zu hören, da ich ihn sonst jahrelang nur als absolut sachlichen und skeptischen Menschen erlebt habe. Und ich wünsche jedem Betroffenen hier, dass ihm so etwas widerfährt: Stärkung und Zuversicht!

Natürlich höre ich auch alle inneren Einwände, wir "Kleinzeller" machen uns ja nichts vor und haben uns doch längst "informiert"!

Aber ich weiß auch, das Wunder ist ein seltener Vogel, und wenn er tatsächlich mal vorbeifliegen sollte, dann will ich ihm auch eine verlockende Landebahn präsentieren! Aber nicht kämpferisch, nicht fordernd, sondern abwartend, ganz in Ruhe (ich will den Vogel ja nicht verscheuchen) und jetzt zunächst erstmal die Wäsche in die Maschine und dann die heute angekündigten 26°C und den blauen Himmel genießend und gleich erstmal zum Sport. Darauf habe ich jetzt Lust, und heute mittag gibts Fertigpizza Hawai und heute abend backe ich Pizza Spinat zusammen mit meinem Sohn. Und ein Trollinger steht auch schon bereit für einen lauen Abend mit meiner Frau in der Hollywoodschaukel.

Jaja, alles alltäglicher Kram, so banal, aber für mich ist das Glück des Alltags, das Glück in kleiner Münze sooo wichtig, soo bedeutsam, da ziehe ich auch meine Kraft draus.

Beste Grüße
Ecki [und herzlichen Dank für die "Überwindung" zu schreiben]
  #2  
Alt 05.06.2010, 10:01
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Blume68 Blume68 ist offline
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Standard AW: Kleinzeller mit Fernmetastasen

Liebe Silja,
du hast ja schon bei einigen Kleinzellern mitgelesen, nicht wahr? Und Ecki ist sicher eine absolute Bereicherung für jeden Leser!

Lieber Ecki,
lasse dir einfach einen ganz lieben Gruß da und wünsche dir und deiner Familie ein wunderbar-warmes entspanntes Wochenende. Vielleicht findest du irgendwo noch meinen Strang "die schönen Dinge des Tages (sehen)". Da gibt es vieeele "banale" Dinge - die so schön und wichtig sind!
Alles Liebe!
Blume
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In uns allen findet sich die Quelle höchster Weisheit -
die Quelle der Liebe.
(Thich Nhat Hanh)
  #3  
Alt 05.06.2010, 18:46
yagosaga yagosaga ist offline
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Standard AW: Kleinzeller mit Fernmetastasen

Liebe Silja, liebe Blume,

den Strang "Die SCHÖNEN Dinge des Tages (sehen)" habe ich gefunden unter

http://www.krebs-kompass.org/forum/s...ad.php?t=34335

vielen Dank. Ich lese mich da mal ein.

Zum Thema Krankheit habe ich mal von Elisabeth Kübler-Ross etwas gehört, dass ich passend fand, aber hier nur mit eigenen Worten wiedergeben kann. Es mag provozierend sein, aber trotzdem rührt es mich an:

Reif zu werden ist der einzige Zweck unseres Lebens auf der Erde. Ich werde nicht reif, wenn ich in einem tollen Garten sitze und man mir, wann immer ich will, das herrlichste Essen auf einem silbernen Tablett serviert bekomme. Doch ich werde sehr wohl reif werden, wenn ich krank bin, wenn ich Schmerzen habe, wenn ich einen Verlust erleide und trotz allem Schweren, das mir widerfährt, den Kopf nicht in den Sand stecke, sondern den Schmerz aushalte und lerne, ihn zu akzeptieren, ihn nicht als Strafe oder Fluch ansehe, sondern als ein Geschenk, mit dem jemand eine ganz besondere Absicht für mich verfolgt.

Sinngemäß sagte sie weiter, je weiter wir in unserer Entwicklung fortschreiten, umso härter werden die Prüfungen und irgendwann wird uns deutlich, dass es auf diesem Weg keine Lehrer und Schüler gibt, jeder ist hier nur Schüler. Und wenn du am Ende deines Lebens stehst und zurückschaust, nicht auf die schönen Phasen, sondern auf die harten und schweren Zeiten, wirst du merken, dass es die schweren Zeiten gewesen sind, die dich zu dem gemacht haben, der du jetzt bist.

Zu der arg geschundenen "befleckten Leber": das war das erste, was ich beim Hausarzt am 5.3. im Ultraschall sah, und ich wusste sofort, dass diese zahlreichen dunklen Rundherde Metastasen sind. Das brauchte mir niemand zu sagen. Und ich wusste sofort, dass ich hier nicht mehr mit einem "blauen Auge" davon komme. Zu diesem Zeitpunkt wussten wir noch nicht, wo der Haupttumor sitzt. Wegen der Schmerzen im Bauch tippte ich anfangs auf einen Magentumor.

Beste Grüße
Ecki
  #4  
Alt 05.06.2010, 23:49
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Blume68 Blume68 ist offline
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Standard AW: Kleinzeller mit Fernmetastasen

Lieber Ecki,

die Worte von Frau Kübler-Ross empfinde ich alles andere als "provozierend", höchstens, was das Nachdenken über gewisse Dinge angeht. Aber das sage ich als Nichtbetroffene, das weiß ich. Habe schon viel von ihr gelesen, und es hat mein Denken sehr bereichert.

"Flecken auf der Leber" - meine Ma hat das damals gar nicht einordnen können. Weiß noch, wie sie sagte "Aber ich trinke doch gar nichts!", und nicht verstand, was das sein oder bedeuten könnte. Auch ihr Doc tippte anfangs auf Magen oder Darm. Er, der auch nicht wusste, wo der Haupttumor saß, forschte nach, und teilte ihr in Absprache mit mir mit, was Sache war. Dafür bin ich ihm heute noch dankbar, denn sie hätte eine solche Diagnose, alleinlebend, nicht gut verkraftet, ohne jemanden danach bei sich zu haben.

Es gibt durchaus Ärzte, die über den Tellerrand schauen und sich einfühlen können. Gottseidank. Sie können ja nicht immer mit Patienen rechnen, die sich schon einiges denken können.

Blume
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  #5  
Alt 06.06.2010, 13:41
Erika E Erika E ist offline
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Standard AW: Kleinzeller mit Fernmetastasen


Lieber Ecki ,

Dein Vergleich mit dem Vogel der Wunder klingt sehr gut und hilfreich.
Danke.
Es ist eine gute Idee Dich erst mal um die Wäsche zu kümmern und dann, sehr gut , kommen Pizza und Trollinger dran.
Die Canada Reise ist ein gutes Ziel , in welche Ecke soll es denn gehen ?

Mit der Frage nach dem " Warum " vergeudest Du Kraft , benutze sie besser für Deinen kleinen Sohn . Er zeigt Dir warum Du noch lebst und Freude mit ihm haben kannst .
Einen Satz habe ich mir gemerkt ( man bekommt ja als Betroffener viele viele Dinge zu hören und zu lesen ) :
Nicht wieviele Tage Dir bleiben ist wichtig, sondern was Du aus dem Einzelnen machst !


In diesem Sinne , herzliche Grüße Erika E
  #6  
Alt 06.06.2010, 18:23
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Linde030 Linde030 ist offline
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Standard AW: Kleinzeller mit Fernmetastasen

Lieber Ecki,

ich habe dir eine pn geschickt wenn du noch fragen hast schreib mir ruhig ich werde dann versuchen sie zubeantworten so gut wie ich kann,

ich hoffe du hast ein schönes Wochenende im kreise deiner lieben gehabt,

ich schicke euch ein großes kraftpacket

lg linde
__________________
obwohl wir dir die Ruhe gönnen,
ist voller trauer unser Herz;
Dich leiden sehen und nicht helfen können,
war unser aller großer Schmerz.

mein Schatz geb 22.4.58 am 31.1.2010 im Regenbogenland,
  #7  
Alt 07.06.2010, 15:09
yagosaga yagosaga ist offline
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Standard AW: Kleinzeller mit Fernmetastasen

Hallo Erika E, hallo Linde,

meine Cousine lebt in Kanada in der Provinz Québec, nahe am St. Lorenzstrom. Der nächste Flughafen von dort ist Montréal, von dort geht es dann ca. zwei Stunden Autofahrt zu ihr. Wir machen allerdings von ihr aus einige Ausflüge in die Umgebung, in die Nationalparks und den St. Lorenzstrom hinauf bis zur Atlankküste. Dort waren wir schon einmal 1988, und ich möchte da auch wieder hin.

Das schöne Wochenende gestern haben wir kräftig genossen. Ich war mit meinem Sohn (16) und der kleinen Tochter (3) im Harz, wir sind mit der Schmalspurbahn auf den Brocken gefahren und dann zu Fuß zwei Stunden 9 km. runter gelaufen bis Schierke. Nun habe ich Muskelkater in den Beinen. Heute morgen ging es dann mit Chemo weiter, die erste Infusion des 4. Zyklus. Und in einer Stunde kommt meine kleine Tochter (die große ist auf Klassenfahrt) vom Kindergarten zurück und dann will ich mit ihr nochmal spazierengehen und zum Spielplatz (und auf den Rückweg was leckeres zum Abendbrot mitbringen). So ist der Krebsalltag schon wieder voll verplant.

Und hier habe ich noch einen schönen Spruch: "Die Menschen werden nicht durch die Ereignisse, sondern durch ihre Sicht der Ereignisse beunruhigt." Epiktet im "Enchiridion"

Beste Grüße
Ecki
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