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Alt 29.11.2016, 12:46
die ängstliche die ängstliche ist offline
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Registriert seit: 03.11.2016
Beiträge: 3
Standard Gedanken loswerden..

Hallo,

Ich wollte dieses Forum hier nutzen um ein paar Gedanken loszuwerden und mich vielleicht mit anderen, die diese Sorgen und Probleme kennen auszutauschen. Ich habe leider sonst niemanden mit dem ich ganz offen reden kann und ich hoffe, dass mir das hier hilft.

Ich will die Krankheitsgeschichte nur kurz beschreiben: meine Partnerin (sie ist 23 und ich 21) hat die Diagnose Brustkrebs bekommen. Nach etlichen Terminen und Untersuchungen steht als Therapieplan zuerst Chemo, dann OP und hinterher Bestrahlung an. Die erste Chemo (Epirubicin) hat sie ziemlich umgehauen (erst war sie stationär aufgenommen worden wegen sehr starker Übelkeit und wenige Tage nach der Entlassung nochmal weil ihr Immunsystem komplett platt war). Morgen steht die zweite Chemo an und ich habe wirklich Angst wie es diesmal wird.

An sich komme ich mit der Situation ganz gut zurecht. Natürlich gibt es Tage, an denen es ihr nicht gut geht und das ist dann sehr belastend, aber ich halte mich an den guten Tagen fest und versuche jeden kleinsten positiven Schritt ganz bewusst wahrzunehmen. Immer wieder kommen Momente, in denen ich Angst habe oder traurig oder auch wütend werde wenn ich über das alles nachdenke, aber ich denke dass es einfach so ist, dass man solche Momente hat und dass die auch wieder gehen wenn man sich damit auseinander gesetzt hat.

Es gibt jedoch ein paar Gedanken, die für mich sehr schwer sind und mich auch immer wieder belasten. Ich mache mir selbst ziemliche vorwürfe und habe ein schlechtes Gewissen ihr gegenüber und manchmal schwappt das auch in Selbsthass über. Das Problem, das mich immer wieder beschäftigt ist, dass all das, was bei ihr schlecht läuft bei mir gut geht. Der eine Punkt ist, dass ich an der Stelle wo sie den Krebs hat selbst auch einen Tumor habe, der allerdings gutartig ist. Ich wünsche mir, dass ich ihr die Last irgendwie abnehmen könnte und würde alles tun damit sie gesund ist. Ich würde sogar selbst lieber in ihrer Position sein, wenn sie dann dafür gesund wäre. Dieser Tumor in meiner Brust ist mir durch diese Gedanken richtig unangenehm. Ich hasse diesen Knoten und weiß gar nicht ob ich mir mehr wünsche, dass der bösartig wäre oder dass er gar nicht da wäre. Ich frage mich auch warum es bei mir so ein Tumor und bei ihr ein anderer Tumor ist, obwohl ich weiß, dass es darauf keine Antwort gibt.

Was mich jedoch noch viel mehr belastet ist, dass ich mich auf der Arbeit sehr unwohl fühle. Wir haben gemeinsam den gleichen Beruf gelernt und haben zeitgleich im selben Klinikum angefangen zu arbeiten. Wir waren zwar in unterschiedlichen Abteilungen, aber eben derselbe Beruf im gleichen Klinikum. Ich weiß, dass es sie sehr belastet zuhause zu sein und nicht arbeiten zu können. Sie hat da ja gerade erst 3 Wochen gearbeitet und gerade angefangen sich einzuleben als sie wegen der Erkrankung krank geschrieben wurde. Jetzt fühlt es sich für mich so an, dass ich mich weiter einlebe und in meiner Abteilung entwickel, während sie aus der Arbeit rausgerissen wurde. Ich fühle mich dadurch sehr schlecht, will eigentlich gar nicht zur Arbeit und habe ein schlechtes Gewissen ihr gegenüber. Heute habe ich meinen ersten Bereitschaftsdienst und das ist einerseits ein Zeichen, dass ich einen Schritt weiter mache in der Einarbeitung und bedeutet zeitgleich, dass ich 24 Stunden lang nicht zuhause bin und meine Partnerin allein ist. Mir fällt das so unglaublich schwer weil ich weiß, dass sie eigentlich auch jetzt angefangen hätte Rufdienste zu machen und stattdessen sitzt sie allein zuhause und fühlt sich nutzlos. Ich kann das nur schlecht ertragen und weiß nicht wie ich damit umgehen soll. Ich unterdrücke immer wieder auf der Arbeit meine Tränen weil mich das so traurig macht wenn ich an sie denke und mich so schlecht fühle. Ich weiß auch gar nicht wie ich morgen auf sie reagieren soll, weil ich wenn ich sie anschaue sofort denke warum kann sie nicht ein bisschen von dem was bei mir gut läuft abhaben? Und dann bekomme ich dieses schlechte Gewissen.

So, das ist so das, was mich momentan beschäftigt. Kennt jemand vielleicht den ein oder anderen Gedanken? Wie geht ihr damit um?

Ich danke im voraus für Antworten
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