Neu lernen

[Cyberdobby]

Hallo,

Ich bin neu hier und komme mit einer brennenden Frage. Vielleicht kann mir ja jemand weiter helfen.

Meine Lebensgefährting hatte einen Gehirntumor. Dieser wurde erfolgreich entfernt, Teile die zurück blieben mit einer Chemo bekämpft. Alles ging gut.

Es blieben keinerlei motorische oder sonstige Defekte zurück bis auf einen:
Das Konzept von Zeit erschließt sich meiner Lebensgefährtin nicht mehr zur gänze.
Manchmal passiert es, dass sie für Stunden in so eine Art Wachtraum verfällt und die Zeit einfach vergehen lässt.
Spricht man sie an, ist sie geistig voll da - tut man dies nicht, verharrt sie in Inaktivität.
Termine kann sie nicht mehr wirklich wahrnehmen - ausser sie hat jemanden, der ihr permanent Feuer unterm Hintern macht damit sie sich rechtzeitig in Bewegung setzt.
Sie ist auch nicht mehr zu 100% in der Lage, wichtiges von unwichtigem zu unterscheiden. Entscheidungsfindungen fallen ihr schwer.
Sie hat einen sehr verständnisvollen Arbeitgeber - aber ihr Job verlangt einfach ein gewisses Maß an Pünktlichkeit und Zuverlässigkeit - und dies ist derzeit nicht gegeben.
Sie ist dahingehend ähnlich einem Kind.

Wie geht man damit um?
Gibt es vielleicht Lerngruppen, wo man sowas wieder schulen kann?
Würde da vielleicht ein Psychologe helfen können?

LG
Cyberdobby

[sanne2]

Hallo Cyberdobby!
Erhält deine Lebensgefährtin Ergo-und Physiotherapie?
Das wäre sehr wichtig und sollte über einen längeren Zeitraum erfolgen.

Alles Gute deiner Lebensgefährtin und dir.

Viele Grüße,
Sanne

[Morgensonne]

Hallo Cyberdobby,
was ist oder war das lt. Diagnosefür ein Tumor. Ich frage wegen evtl. Behindertenausweis, was bei Gehirntumor durchaus üblich ist, oft sogar EU-Rente.
LG. Gernot

[dacki97]

Hallo Cyberdobby,
das gleiche Verhalten zeigte mein Vater (erkrankt an einem Glioblastom) auch. Die Ärzte bzw. Psychologen vermuteten zuerst eine Depression, gerade wegen des oft stundenlangen "ins Leere Starrens", was aber wohl nicht war. Auch bzgl Terminen oder Zeitwahrnehmung hatte mein Papa Schwierigkeiten. Aber trotz Ergo- und sonstiger Therapie wurde es nicht besser.
Ich hoffe, dass es bei deiner Frau bessser wird und ihr Hilfe bekommt.
Alles Gute,
LG Dacki

[Fröschken]

Hallo Cyberdobby,

das ist ja für mich jetzt seeehr interessant, da ich bei mir exakt die gleichen Symptome feststelle. Erst letzten Sonntag war es so schlimm, dass mein Mann vor lauter Sorge den Krankentransport angerufen hat, der mich zurück ins Krankenhaus gebracht hat. Ich hatte Wochenend-"Urlaub".
Diese Störung ist sehr nervig, muss ich sagen. Oftmals gucke ich auf die Uhr und denke: Huch!!! Wo ist die Zeit geblieben??? In diesem Zustand Termine einzuhalten ist echt schwierig.

Gibt`s noch weitere Leute, denen es so geht??
Ach so... Habe ein Glioblastom IV, welches angeblich so gut wie komplett entfernt werden konnte. OP war vor 8 Wochen, bekomme Temodal und Bestrahlungen.

[Fröschken]

Keiner mehr hier??

[Cyberdobby]

Hallo,

War ein paar Tage auf Geschäftsreise - daher kurze Funkstille.
Wir haben nächste Woche einen Termin mit dem Neurologen und er meinte, da könne man was machen. Dann gibt es hoffentlich professionelle Betreuung.
Sowie ich was genaueres weiß, gebe ich Bescheid.

Derzeit übernehe ich - zumindest in der Früh - das "Denken". Soll heissen, ich lasse meine LG so lange tun, wie sie im Zeitplan ist und wenn sie davon abweicht, mache ich sie darauf aufmerksam.

Funktioniert soweit ganz gut - alleine in der Früh nicht "angemotzt" zu werden hält sie soweit bei Konzentration, dass sich der Zustand langsam leicht bessert. Es ist nur sehr nerfenaufreibend - normalerweise habe ich genug damit zu tun, selber pünktlich weg zu kommen. Komischerweise ist dies nun kein Problem mehr

wir führen getrennte Listen mit dem persönlichen Eindruck, ob sie punktlich war oder nicht. Meine hält sich dabei gänzlich an die Zeiten, ihre sind mehr "emmotional" - nach dem Motte "war eh pünktlich" ...

Immer am Ende der Woche vergleichen wir.

Funktioniert verblüffend gut, denn meine LG sieht, dass ihr Gefühl sie oft täuscht. Da sie einen echt netten Arbeitgeber hat, macht der auch mit - womit das Protokoll natürlich sehr detailliert und objektiv bleibt.
Das Ziel: Bewußtmachung der "Zeitlöcher".

Stay tuned ...

[Cyberdobby]

Tja - alles anders, als erwartet.
Mit neu-lernen wird's (vorerst) nichts, der Tumor ist wieder da.
Diesmal auf der anderen Hirnhälfte, innerhalb von 3 Monaten gewachsen.

Er drückt auf alle möglichen Zentren - ementsprechend sind auch die Auswirkungen. Eigentlich geht es wöchentlich schlechter.

Nochmals Temodal kommt nicht in Frage, Gamma-Knife geht nicht, Bestrahlung auch nicht. Jetzt wird mit einer anderen Chemo-Therapie versucht, die Sache in den Griff zu bekommen.

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