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  #1  
Alt 30.01.2016, 09:53
fluturi fluturi ist offline
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Standard AW: Oh mein Gott ! Kleinzeller Stadium IIIB bei meinem Lebensgefährten

Hallo Martina,

ich habe deinen Thread schon ein paar Tage verfolgt. Zwar habe ich einen ganz anderen Hintergrund, weil mein Vater erkrankt ist und nicht mein Partner, aber irgendwie wollte ich dir trotzdem schreiben.

Wir kennen den Zustand meines Vaters erst seit ein paar Wochen, aber auch mir fällt die Wechselhaftigkeit seiner Stimmung auf. Mir fällt das sehr schwer. Ich kümmere mich um alles, was seine Krankheit angeht. Meine Mutter ist, sagen wir mal, out of order. Vorgestern wurde er nochmal operiert, gestern lag er auf der Intensiv und wenn er wach war, war wirklich alles, aber auch alles, was wir gemacht oder gesagt haben, falsch. Als wir nach Hause gefahren sind, nachdem wir wieder eine Schreckensnachricht der Ärzte bekamen, war ich total gefrustet. Ich habe die OP angeleiert, alles in Gang gesetzt und er ist so unglücklich. Aber wahrscheinlich ist das normal..

Ich bewundere deinen Einsatz und dass du so durchhältst. Das gibt mir Hoffnung, dass wir das auch so schaffen.

Und zu der Beförderung: Kannst du offen mit deinem Arbeitgeber sprechen? Ich würde ihm vielleicht sagen, dass du dich sehr über die neue Herausforderung freust, aber auch Bedenken hast. Vielleicht gibt es einen Mittelweg.

Alles Liebe,
Fluturi
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  #2  
Alt 31.01.2016, 01:13
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Martina2015 Martina2015 ist offline
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Standard AW: Oh mein Gott ! Kleinzeller Stadium IIIB bei meinem Lebensgefährten

Liebe Tinele, lieber Fluturi,

ich habe sofort gesagt, dass das vom Zustand meines Mannes abhängt und das berücksichtigt werden muss. Mein Arbeitgeber kommt mir sehr entgegen mit absolut flexibler Heimarbeit. Der Antrag dazu wurde ohne Probleme im August schon genehmigt. Ich kann morgens anschreiben/anrufen und sagen, heute muss ich zuhause bleiben. Sonst wäre das schon nicht mehr im November und Dezember 2015 gegangen mit ganztags arbeiten. Da ging es meinem Mann nach der 2. Chemo dermaßen schlecht, dass alle dachten (ich auch) er stirbt.

Das Rauchen ist für mich mittlerweile nicht mehr nur ein knallrotes Tuch, sondern eine Feuerstelle. Ich hasse es, es hat ihn so krank gemacht. Kann garnicht verstehen vom Verstand her, dass ich selbst jahrzehntelang geraucht habe ...

Und Fluturi, man wird tatsächlich stärker oder kramt die Stärken heraus, die vorhanden sind. Wußte ich auch so nicht. Ich weiß vom Verstand her, dass da noch viel viel schlimmes kommt, aber momentan ist es gut und wir leben jetzt. Das ist kein Verdrängen, ich setze mich schon damit auseinander, was wird sein, seine Beerdigung, das Leben ohne ihn. Die Beerdigung ist komplett geplant, paßt mir auch nicht in allen Dingen aber das ist halt sein Wille. Wir haben eine Sterbeversicherung abgeschlossen, er hat die Patientenverfügung schon kurz nach der Diagnose gemacht und die Betreuungsvollmacht. Das war mir sehr wichtig.

Am Mittwoch ist Chefarztgespräch wie gesagt und anschließend Pflegeberatung, da kann man nichts verdrängen.

Schatzi schläft, ich gleich auch. Und morgen besuche ich zum Frühstück mit meinem alten Hund meine Eltern. Das mache ich mindestens 1 x im Monat. die alten Eltern machen sich dauernd Sorgen. Muss auch schauen, wie es ihnen wirklich geht, weil sie ja nichts sagen. Sie wollen mich ja nicht belasten. Papa wird dieses Jahr 80 und Mama ist 78.

Nachtrag:
mein Profilbild ist unser Hund, bald 10 Jahre alt. Ein Freudenquell, mit ihm spazieren zu gehen, ihn um sich zu haben, seine Lebensfreude wahrzunehmen, ist in dieser schweren Zeit eine Therapie für mich. Wenn ich ihn streichle, vergesse ich alle Sorgen. Er schmiegt sich an mich und genießt sein Leben. Wenn ich ihn nicht hätte wäre ich oft verzweifelt, alleine in unserem Haus, wenn mein Mann wieder einmal eine Woche im Krankenhaus ist.

Ja sicher wird sich darum gekümmert, wenn ich einen ganzen Tag weg bin, weil ich z.B. direkt nach der Arbeit meinen Mann im Krankenhaus besuche. Dafür haben wir liebe Freunde. Es ist so schön, nach hause zu kommen, wenn man so begeistert empfangen wird. Und nicht wirklich alleine im Haus zu sein.
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mein Mann - Kleinzelliges Bronchialkarzinom T4NXM0 ED 01/2015
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Geändert von gitti2002 (31.01.2016 um 02:04 Uhr) Grund: Beiträge zusammengeführt
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  #3  
Alt 31.01.2016, 19:41
fluturi fluturi ist offline
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Standard AW: Oh mein Gott ! Kleinzeller Stadium IIIB bei meinem Lebensgefährten

Meine Tiere helfen mir - neben meinem lieben Mann und Freunden - auch unglaublich viel. Ich habe zwei Katzen und zwei Pferde. Die Katzen sind einfach ganz viel bei mir. Ich hab das Gefühl, sie lassen mich nicht aus den Augen. Und bei den Pferden bin ich einfach zwischendurch immer mal für einen kurzen Moment frei.
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Die höchste Form der Hoffnung ist die überwundene Verzweiflung. - Albert Camus
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  #4  
Alt 03.02.2016, 22:30
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Martina2015 Martina2015 ist offline
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Standard AW: Oh mein Gott ! Kleinzeller Stadium IIIB bei meinem Lebensgefährten

Es gibt richtig Grund zum Feiern

es gibt keine Veränderungen zum letzten Staging, wow ! Ohhh ich könnte tanzen und heulen in einem. Wir haben jetzt Zeit bis Mitte/Ende April, vorher will uns der Chefarzt nicht mehr sehen

Heute habe ich für die Skatbrüder den Kurzurlaub gebucht für Mitte März. Und Ende Februar fahre ich ein paar Tage mit meiner Mutter weg, egal wohin, Hauptsache weg. ohne Mann, Krankheit usw. Ein tolles Gefühl, unbeschreiblich, nach einem ganzen Jahr, wieder etwas planen zu können.

Es geht meinem Mann z.Zt. besser als im ganzen letzten Jahr, ausgenommen die Polyneuropathie der Extremitäten. Aber ich habe den Eindruck, dass sein regelmäßiger Sport da auch etwas bringt. Zumindest sind da wieder Ansätze von Muskulatur in den Armen und Beinen zu sehen insgesamt geht er stabiler usw. Bin damit total zufrieden, was will man mehr nach einer solchen Diagnose ?

Jetzt werden wir die nächsten paar Wochen richtig genießen !

Lieber Fluturi,

unsere Tiere merken, wie wir uns fühlen, besonders Hunde und Katzen, die mit im Haus und unserem direkten Umfeld leben. Pferde sind sehr zarte mitfühlende und scheue Wesen, ich glaube, deren Vertrauen muss man sich verdienen, denn sie sind Fluchttiere und keine Raubtiere wie Hunde und Katzen. Es tut einfach gut, sich mit dem Tier zu beschäftigen und mal den logischen Verstand auszuschalten. Gerade mir als Informatikerin.

Tiere sind die beste Medizin für die Psyche denke ich, sie helfen einem, in der Spur zu bleiben. Mit meinem Hund muss ich jeden Tag raus, ob ich will oder nicht, er grinst mich an, freut sich des Lebens, das ist ein Jungbrunnen für eine gemarterte Seele. Es macht einfach Freude, mit ihm zu gehen, man trifft den einen oder die andere eigentlich fremde Person, und die sagt dann:" wie geht es Ihrem Mann, ich habe ihn letztens in der Apotheke gesehen ?". Also auch soziale Kontakte sind da.

Alles alles gute für Deinen Vater !
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Geändert von gitti2002 (04.02.2016 um 00:08 Uhr) Grund: Beiträge zusammengeführt
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  #5  
Alt 04.02.2016, 15:43
Safra Safra ist offline
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Standard AW: Oh mein Gott ! Kleinzeller Stadium IIIB bei meinem Lebensgefährten

Schön!!! Ich freue mich für Euch! Ihr macht alles richtig, nutzt die gute Zeit.

LG! Safra
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  #6  
Alt 04.02.2016, 19:48
fluturi fluturi ist offline
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Standard AW: Oh mein Gott ! Kleinzeller Stadium IIIB bei meinem Lebensgefährten

Das freut mich sehr für euch. Lasst es euch gut gehen!
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  #7  
Alt 05.02.2016, 01:10
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Martina2015 Martina2015 ist offline
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Standard AW: Oh mein Gott ! Kleinzeller Stadium IIIB bei meinem Lebensgefährten

Heute Weiberfastnacht,

in der Firma haben wir ein Frühstück gemacht, mit allem drum und dran. Brötchen, Mett, Käse, Gürkchen, usw usw. Eigentlich sollte das für alle Teilnehmenden kostenmäßig umgelegt werden, aber ich habe auf dem Weg zur Arbeit überlegt, dass es was zum feiern gibt und ich meinen Kollegen und Vorgesetzten zeigen will, dass ich sooooo dankbar bin für ihr Entgegenkommen, ihre Unterstützung menschlich und auch was die flexiblen Heimarbeitszeiten angeht. Das ist nicht überall so und ich wollte mich bedanken und habe beschlossen, aus gutem Anlass einen auszugeben. Bei dem Gedanken kamen mir Tränen der Dankbarkeit für die gewonnene Zeit. Ich habe nie vor den Kollegen geheult, aber heute musste ich mich echt zusammenreißen. Alle haben applaudiert und sich mit mir gefreut. Das hat mich sehr bewegt.

Habe meinem Mann natürlich 2 Brötchen und Mett mitgenommen und ihm das nachmittags gemacht. Sein Urlaub mit den Skatbrüdern hat er nun selbst organisiert, weil es furchtbar schwierig ist, 3 Einzelzimmer zu kriegen kurz vor Ostern. Hat geklappt, sie fahren das Wochenende vor Ostern irgendwohin mit Halbpension.

Dann haben wir heute geträumt von Urlauben in Las Vegas, Südafrika usw. Finanziell würde ich mein letztes Hemd geben, dass das klappt. Aber jetzt buchen für September geht nicht. Das ist zu weit weg. Das Zeitfenster ist 2 Monate ab jetzt. Gebucht ist ein Kurzurlaub in Bayern, da treffen wir seine alte Tante und Onkel, beide über 80 und schwer krank. Er möchte sie nochmal sehen, ich auch.

Ich bin einfach so froh, dass es ihm gut geht. Er hat heute ordentlich einen im Tee gehabt, der Grog lol. Wer soll ihm das verbieten, soll er doch. Was ist das Leben ohne Genuss ?

Zum Gespräch mit der Pflegeberaterin habe ich noch garnichts geschrieben. Das war sehr angenehm, ich fühlte mich endlich auch mal verstanden. Sie hat mich gefragt, was ich mir für mich wünsche und ich habe gesagt: " ein paar Tage wegfahren, ohne Mann". Das haben wir ja schon geregelt, Ende Februar kommt die Tochter eine Woche und kümmert sich um meinen Mann und den Hund und ich kann mit meiner Mutter weg. Es ist mir total egal wohin, einfach weg. Ich brauche das dringend. Muss fit bleiben, ich weiß ja vom Verstand her, dass sich der derzeitige Zustand ganz schnell ändern kann.

Viele liebe Grüße an euch alle da draußen, lasst euch nicht unterkriegen

Das Leben ist wandelbar und niemand hat ein Abonnement auf ein langes gesundes Leben. Das habe ich gelernt.

Martina, ein bisschen weiser als vor einem Jahr
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Geändert von gitti2002 (05.02.2016 um 02:02 Uhr) Grund: Beiträge zusammengeführt
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