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  #1  
Alt 12.07.2007, 16:21
wildhusky wildhusky ist offline
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Standard AW: Wie geht Ihr mit Prognosen um?

Hallo,

was die Prognose des Krebs anbetrifft - ich hatte nach meiner (Hodenkrebs) OP die Wahl 10-15-20% Rezidiv-Risiko (je nachdem welchen Arzt ich fragte) ohne Bestrahlung oder 1-2% mit Bestrahlung.
Ich habe mich für die Bestrahlung entschieden und bin froh, mich vor den Nachsorgeterminen immer mit der ach so kleinen Wahrscheinlichkeit selbst beruhigen zu können.

Andererseits, wenn ich mir allgemein medizinische Statistiken ansehe, dann hiess es auch
- um die Übelkeit bei Bestrahlung des Bauchraums zu vermeiden, reichen eigentlich bei allen Patienten ein paar MCP-Tropfen. Bei mir natürlich nicht. Als ich den Satz hörte "Sie sind da wie es scheint die Ausnahme..." hatte ich schon zwei Abende über der Kloschüssel hinter mir - das sündteure Medikament Zofran, das eigentlich nur bei Chemo eingesetzt wird, half dann zum Glück.
- Das Testosteron Gel das ich seitdem nehmen muss, hat als Nebenwirkung bei 1-10% der Patienten Missempfindungen (Parästhesien) - ich gehöre wie es scheint dazu.
- Nachdem ich längere Zeit Magenbeschwerden hatte, sagte ein Arzt (den ich fachlich wie menschlich für den besten halte den ich kenne) zu mir "also wenn sie <hier> (drückt an einer Stelle auf meinen Bauch) einen Schmerz verspüren, dann haben sie zu 90% ein Zwöffingerdarmgeschwür". Ergebnis der anschliessenden Magenspiegelung: Nix. Harmlose Gastritis.

Mit anderen Worten - ich weiss nicht ob es hier anderen auch so geht, aber je mehr Arzttermine ich so hinter mich bringe, desto mehr habe ich das Gefühl dass ich grundsätzlich die Ausnahme von der Regel bin, egal in welche Richtung die Regel grad tendiert.
Aber da das natürlich nicht für meine Rezidiv Prognose gelten DARF, beschliesse ich hiermit offiziell dass das dann die Ausnahme von der Ausnahme ist und ich da dann wieder zu den 98% gehöre!

Letztlich darf man folgendes nicht vergessen:
Wenn ich würfele und mache eine Statistik wie oft eine sechs kommt, dann kann ich aus dieser (beobachtenden) Statistik eine Prognose für den nächsten Wurf machen (denn der findet ja mit dem gleichen Würfel statt und verhält sich gleich). Dass dann trotzdem noch die (unwahrscheinliche) sechs kommen kann, ist auch klar.
In der Medizin ist es aber noch anders: Die Statistik (Beobachtung) beruht auf anderen Menschen, nicht auf mir. Es ist eigentlich (aus meiner Sicht, der Sicht eines Ingenieurs) unwissenschaftlich, aus einer solchen Statistik eine Prognose abzuleiten. Das könnte man erst machen, wenn man Einflussfaktoren kennt, die tatsächlich die Wahrscheinlichkeiten beeinflussen.
Wissenschaftlich haltbar wäre also eine Prognose "Sie sind ein sehr optimistischer Mensch, leben in einer glücklichen Beziehung, ernähren sich andererseits sehr ungesund, etc. etc., daraus folgern wir 57% Rezidiv Risiko". Über diese Zusammenhänge wissen die Ärzte aber nix oder verschwindend wenig! Also verstecken sie sich hinter "Also von den letzten zehn Patienten die die gleiche Diagnose hatten sind sieben noch am Leben, also 70%".

Statistiken sagen etwas über andere Leute aus. Eine Prognose müsste etwas über mich aussagen. Wenn ich aber die Prognose aus der Statistik ableite, tut sie das nicht.

Wenn ich beim Pferderennen wetten will, sollte ich mir die Pferde (das wären dann wohl wir?), die Jockeys (die Ärzte?) und das Geläuf (der Rest drum herum?) ansehen und nicht fragen, welche Rückennummer beim letzten Rennen gewonnen hat!

Gruss

Husky
  #2  
Alt 12.07.2007, 22:37
J.F. J.F. ist offline
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Standard AW: Wie geht Ihr mit Prognosen um?

Hallo Nikita1,

viel Spaß auf Madeira! Es ist einfach eine geniale Insel!!


Hallo husky,

danke! Für Deinen Beitrag, Deiner Einstufung als Ausnahme der Ausnahme, Dein Resumee. Genau mein Reden.


Viele Grüße
J.F.
  #3  
Alt 15.07.2007, 20:53
Mona66 Mona66 ist offline
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Standard AW: Wie geht Ihr mit Prognosen um?

Hallo an alle...
erstmal vielen Dank für die unterschiedlichen Erfahrungen. Ja, die Menschen gehen unterschiedlich damit um und selbst für den Einzelnen ändert sich die Umgangsweise auch im Laufe der Zeit.

Ich für mich könnte "die Prognose" nicht ignorieren. Das Mindeste für mich ist, dass ich mich soweit damit konfrontiere, dass es mich nicht umhaut, wenn ich sie höre oder wenn mich jemand darauf ansprechen sollte. Wenn das nicht wäre, würde ich mich im Leben nicht wohl fühlen.

Abgesehen davon, hat sie als Planungsgröße schon ihre Relevanz für mich. D.h. für mich, dass ich momentan erstmal nicht zu viel Energie in langfristige Planungen stecke und erstmal abwarte. Hab aber früher auch nicht viel Energie reingesteckt.

Ansonsten mach ich mir klar, dass die schlechte Prognose eben nichts bedeuten muss und ich schon ziemlich oft im Leben in einer Minderheitenposition war

@ Jusa: "jeden Tag möglichst das zu tun, was man immer noch mal tun wollte und dies nicht auf die lange Bank zu schieben." Darüber hab ich auch schon nachgedacht. Hab ich allerdings auch vor der Erkrankung. Und dann hab ich für mich zumindest festgestellt, dass die Krankheit nicht sehr viel geändert hat. Denn: Wenn ich wüsste, dass ich nur noch kurz zu leben habe, dann könnte ich z.B. alles Geld einfach ausgeben. Aber wer sagt mir, dass ich nicht noch 80 werde? Und das was ich tun will, kann ich teilweise ja nicht alleine tun. Nur weil ich krank bin, ändert aber mein Freundeskreis nicht völlig sein Leben. Könnten sie ja gar nicht. Die müssen ja z.B. auch arbeiten gehen, um Geld zu verdienen. Und soweit es möglich ist, hab ich auch früher schon versucht nichts auf die lange Bank zu schieben. Das was sich bei mir geändert hat ist nur, dass ich meine Prioritäten häufiger daraufhin überprüfe, ob es denn noch die richtigen sind.

@Irmgard: Dass du deinen Mann drängst früher in den Ruhestand zu gehen, kann doch eine ganz gute Konsequenz aus der Prognose sein. Gefällt mir

@ Husky: Beim ersten Lesen hab ich gedacht... was schreibt er da? Dann hab ich es nochmal gelesen und erkannt... hm. Good Point. Man sollte die Prognose eigentlich Statistik nennen und nicht Prognose. Exakter wäre das wirklich. Allerdings denke ich: Solange man keine Zusammenhänge kennt, ist die Statistik eine "methodisch schlechte Prognose", aber irgendwie schon eine. Denn was weiß man wirklich? Man kann ja nicht mal ausschliessen, dass die Optimisten schneller sterben

vG
Mona
  #4  
Alt 16.07.2007, 16:53
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nikita1 nikita1 ist offline
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Standard AW: Wie geht Ihr mit Prognosen um?

Hi,

mir ist da in der Zwischenzeit noch was aufgefallen: irgendwie hat sich mein Leben nach der Diagnose/schlechten Prognose beschleunigt.
Bis "vor der Diagnose" (denn das Leben teilt sich ab nun in "vor" und "nach" ein) hatte ich immer den Eindruck, noch viel Zeit fuer alles zu haben - dies hat sich in Luft aufgeloest ... ich habe unbewusst keine Zeit mehr.

Am liebsten wuerde ich alle Plaene und Projekte , selbst die sich fueher noch auf der langen Bank befunden haben - am liebsten sofort erledigen....

«
Beispiel:
eine Freundin laedt mich seit Jahren nach Kenia ein - also mindestens bis Weihnachten wollen wir das wahrnehmen (frueher habe ich immer gedacht : nun ja, vielleicht naechstes Jahr mal.....
Diese Liste an Beispielen kann ich weiter fortfuehren.... ploetzlich ist alles wichtig und unaufschiebbar geworden.

Als ich mir ueber mein Leben + das Ende desselben noch keine Gedanken machen musste - lebte ich langsamer, ruhiger und gluecklicher.
Nun hetze ich mit raushaengender Zunge durch die Tage und will noch abpassen, was moeglich ist.
Womit bewiesen ist: selbst wenn ich noch so leugnen will, dass mich die schlechte Prognose auf keinen Fall interessiert oder runterzieht - sie tut es doch!

Geht es euch auch so ???
__________________
Liebe Grüße
Nikita


Tapferkeit ist die Fähigkeit, von der eigenen Furcht keine Notiz zu nehmen.
George Patton
  #5  
Alt 22.07.2007, 07:50
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teddy.65 teddy.65 ist offline
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Standard AW: Wie geht Ihr mit Prognosen um?

Hallo an euch alle,

die Zeit läuft irgendwie anders als vor dem Krebs. Vorher plante ich viel für die Zukunft. Habe mir oft Gedanken gemacht was in 1, 2, oder 3 Jahren sein wird. Da kann und will ich nun nicht mehr.

Ich hezte zwar nicht und will so viel wie möglich erledigen, doch ich schiebe ungern etwas auf die lange Bank. Es schleicht sich schon hin und wieder die Frage ein, ob es gut wäre z.B. die Terrasse erst im nächsten SOmmer neu zu gestalten, da ich nicht weiß ob ich dann dazu in der Lage wäre.

Kurz vor einer anstehenden Kontrolluntersuchung überprüfe ich immer alle möglichen Termine. Meine Untersuchungen waren letzte Woche und ich hatte bereits alles für das kommende Schuljahr meiner Kinder schon fertig organisiert. So früh war ich nie. Ich hatte einfach Angst davor, dass nun ein schlechter Befund mir die Kraft nehmen würde mich darum zu kümmern, also habe ich mich vor den Untersuchungen damit beschäftigt.

Generell finde ich das Leben im Hier und Jetzt viel viel besser. Die Sorgen um meine Rente mit 65 oder später mache ich mir nicht.

@Nikita1
auch wenn du fest davon überzeugt bist, dass die schlechten Prognosen die anderen treffen und nicht dich, so können sie dir dennoch Angst machen, denke ich.

Meine Prognosen nach 2,5 Jahren werden immer besser, dennoch war meine Angst vor und bei den Untersuchungen letzte Woche so groß wie nie zuvor. Macht auch keinen SInn, gell?
__________________
glg
Sabine

Rektum CA Nov. 2004, OP im Feb. 2005 mit Anlage eines endständigen Colostomas, Chemo bis Sept. 2005. Es geht mir gut
  #6  
Alt 22.07.2007, 10:45
Benutzerbild von happysunflower21
happysunflower21 happysunflower21 ist offline
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Standard AW: Wie geht Ihr mit Prognosen um?

Hallo an alle

nach meiner ersten Krebs Diagnose 1998 habe ich es noch relativ leicht genommen und im laufe der Jahre habe ich nur noch selten ( nur vor dem Nachsorgetermin) daran gedacht.
Doch es kann sich so schnell ändern.
Im März diesen Jahres bekam ich die Diagnose Zungengrundcarcinom ( als Nichtraucher und nur Gelegenheitstrinker!)
Mein erster Gedanke war: Mist warum habe ich mir grade neue Sommerklamotten gekauft, brauche ich wahrscheinlich eh nicht mehr ( ja, lacht nur ).
Dann ging es 3 Monate lang auf und ab, CT, PET, MRT, 3 OPs am Zungengrund mit Neck dissection rechts( entf. der Lyphknoten im Hals)
und als vorläufige Enddiagnose "carcinoma in situ"
Man weiß also nie im voraus was die Zukunft bringt, ob es weiter bei dieser Diagnose bleibt weiß ich jetzt nicht, es ist durchaus möglich dass der Tumor wieder kommt.
Mittlerweile scheiße ( sorry ) ich mir nichts mehr, bin seit Februar krankgeschrieben, hätte theoretisch zwischen den OPs arbeiten können, habe ich aber nicht eingesehen. Hatte im Dez. 06 um Mutter_kind-Kur eingegeben, diese wurde genehmigt und so bin ich ab 01.08. drei Wochen mit meinen Kids in Kur, die wir geniessen werden.
Ich habe mir vorgenommen mein Leben zu genießen, ich weiß ja nicht wie lange es dauert. Da kann schon mal der Hausputz oder Garten warten, ich mache nur noch wozu ich Lust habe, nehme höchstens noch Rücksicht auf meine Kinder und hoffe dass ich sie wenigstens noch als Erwachsene sehen kann.
Das kann ich nur jedem raten, egal wie die Prognosen sind. Macht nur noch was ihr wollt, so es euch möglich ist.

Liebe Grüße
Rosemarie

__________________
Colon ascendens carcinom,Mai 1998
HNPCC
Zungengrundcarcinom März 2007 ( carcinoma in situ )

bei meinem Mann: seit Mai 2008 Zungencarcinom
  #7  
Alt 22.07.2007, 23:13
Mona66 Mona66 ist offline
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Standard AW: Wie geht Ihr mit Prognosen um?

Zitat:
Zitat von happysunflower21 Beitrag anzeigen
... ich mache nur noch wozu ich Lust habe, nehme höchstens noch Rücksicht auf meine Kinder. Das kann ich nur jedem raten, egal wie die Prognosen sind. Macht nur noch was ihr wollt, so es euch möglich ist.
Keine, bzw. kaum noch auf irgendwas Rücksicht zu nehmen, kann es doch nicht sein? Oder hab ich es falsch verstanden? Alles was Spass macht im Leben, macht man doch zudem eher mit anderen Menschen und nicht allein, oder? Wenn man auf nix und niemanden mehr Rücksicht nimmt, werden aber kaum noch andere mitziehen...
  #8  
Alt 25.09.2007, 01:29
Ullala Ullala ist offline
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Standard AW: Wie geht Ihr mit Prognosen um?

Zitat:
Zitat von nikita1 Beitrag anzeigen
Hi,

mir ist da in der Zwischenzeit noch was aufgefallen: irgendwie hat sich mein Leben nach der Diagnose/schlechten Prognose beschleunigt.
...
Am Liebsten wuerde ich alle Plaene und Projekte , selbst die sich fueher noch auf der langen Bank befunden haben - am liebsten sofort erledigen....
...
Als ich mir ueber mein Leben + das Ende desselben noch keine Gedanken machen musste - lebte ich langsamer, ruhiger und gluecklicher.
...
Womit bewiesen ist: selbst wenn ich noch so leugnen will, dass mich die schlechte Prognose auf keinen Fall interessiert oder runterzieht - sie tut es doch!

Geht es euch auch so ???
Hallo nikita1 und all Ihr anderen,

also, langsamer und ruhiger habe ich bestimmt gelebt, aber nicht glücklicher!

Bei all der Scheiße, die der Krebs mit sich bringt, hat er mir doch eins bewusst gemacht:
Ich bin wer und ich bin etwas wert!
Mein S E L B S T W E R T G E F Ü H L ist größer geworden und wird es hoffentlich noch weiter werden.
Und das möchte ich nicht missen!

Ansonsten bin ich ein talentierter Verdrängungskünstler und ich verdränge auch oft und viel sehr bewusst; ansonsten würde ich dieses "Prognose-Denken" nicht aushalten.
Wer diesen Mist erfunden hat, sollte geteert und gefedert werden!

Ich sage immer: "Wenn Du als Gesunder zur Tür raus gehst und Dir fällt ein Ziegel auf den Kopf, bist Du noch eher tot als ich."

Und ich warte jetzt auf den Tag, an dem ich das auch selber aus tiefstem Herzen glaube!

Liebe Grüße, Ullala
  #9  
Alt 25.09.2007, 08:26
Benutzerbild von Katrin A.
Katrin A. Katrin A. ist offline
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Standard AW: Wie geht Ihr mit Prognosen um?

HAllo,ihr Lieben.

Kann mich Ullala anschließen.
1. Das mein Selbstwertgefühl gewachsen ist,was nicht jedem gefällt.
2. Das "verdrängen" auch bei mir vorkommt.Würde ich nun 1 Jahr nach Diagnose mich immer und immer wieder mit dem Thema Krebs auseinander setzen,würde ich verrückt werden.
Ich denke man muß den richtigen Weg zwischen Verdrängen/Ablenken und
zulassen und verarbeiten finden.....natürlich ist das wie das ganze Leben nicht leicht.
Bei mir hat ´der Krebs dazu geführt das ich erst heute merke wie sehr ich
mein Leben liebe und brauche......

Zum Thema Prognosen.....
Zu Beginn waren sie mir so wichtig,um Hoffnung zu schöpfen,um an Heilung zu glauben......Da wollte ich Zahlen.

Dann kam eine Phase,in der mich Prognosen runtergezogen haben.
Was ist wenn ich zu den 20 % gehöre,die bald versterben werden...???
Und meine Hoffnung war verflogen....
War auf dem Weg zur Depression,aber das ist das Letzte was ich nun noch
bekommen möchte,dafür lebe ich doch zu gern.

Und Heute sind mir Zahlen voll egal!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!
Ich lebe jetzt,mir geht es gut,und was bringen mir Zahlen ausser das ich wieder nachgrübel.....

So ihr Lieben,ich wünsche allen einen schönen Tag....

Bis bald mal und auf das wir den "schlechteren" Prognosen in den Hintern treten!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!
__________________
]
Mach kaputt-was dich kaputt macht
  #10  
Alt 26.09.2007, 00:21
Benutzerbild von nikita1
nikita1 nikita1 ist offline
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Standard AW: Wie geht Ihr mit Prognosen um?

Hallo all

nein, ich kann nicht behaupten, dass ich nach der Diagnose gluecklicher bin.
Auch ich bin ein Verdraengungskuenstler, aber im Hinterkopf sitzt die Diagnose + Prognose tief und fest. Niemals mehr werde ich mit der gleichen Leichtigkeit des Seins durchs Leben gehen wie vor dem Tag X.
Uebrigens hatte ich heute meine 1.Nachsorge und der ca. 6 cm grosse Tumor in der Zervix hat sich in LLLLLuft aufgeloest - Totalremission. . HEUTE bin ich gluecklich ! Jeder Tag ist nun was besonderes.
__________________
Liebe Grüße
Nikita


Tapferkeit ist die Fähigkeit, von der eigenen Furcht keine Notiz zu nehmen.
George Patton
  #11  
Alt 06.10.2007, 18:03
Stefans Stefans ist offline
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Standard AW: Wie geht Ihr mit Prognosen um?

Hallo Mona66, Ullala und alle,

vorab: ich bin nur Angehöriger (Ehemann), meine Frau hat seit Anfang des Jahres Brustkrebs.

Bei uns war das so: meine Frau wollte von Anfang an eigentlich von Prognosen (und auch Diagnosen) wenig wissen. Sie hat sich vertrauensvoll in die Hände der Fachleute begeben - das ist ihr Weg, und damit ist sie gut gefahren. Ich bin da etwas anders. Ich traue Ärzten grundsätzlich nicht, sondern lese mich schlau und will grundsätzlich erstmal "alle Fakten auf den Tisch". Das ist mein Weg. Da muss jeder wissen, womit er persönlich (und das ist IMHO das einzige Kriterium) am besten leben kann.

Selbst mir als "Kopfmensch" sind nach kurzer Zeit Zweifel an der "ratio" gekommen. Prognosen und %-Zahlen mögen ja oft richtig sein - aber bei eigener Betroffenheit sind sie wohl doch eher was für Statistiker. Für Betroffene und Angehörige zählt aber nicht Statistik, sondern das Einzelschicksal. Und ob einem Fakten dabei helfen, dieses Schicksal zu bewältigen... auch das muss jeder selbst wissen. Ich glaube aus unserer Erfahrung hier, dass Lebenserfahrung bedeutsamer ist als Faktenwissen.

Zitat:
Zitat von Ullala
also, langsamer und ruhiger habe ich bestimmt gelebt, aber nicht glücklicher! Bei all der Scheiße, die der Krebs mit sich bringt, hat er mir doch eins bewusst gemacht: Ich bin wer und ich bin etwas wert!
Mein S E L B S T W E R T G E F Ü H L ist größer geworden und wird es hoffentlich noch weiter werden. Und das möchte ich nicht missen!
Da kannst du dich mit meiner Frau zusammen tun. Ich habe von solchen Slogans wie "Krankheit als Chance", "bewusster Leben" usw. immer wenig gehalten - bis der Krebs hier einzog. Aber bei meiner Frau und mir ist es wirklich so, wie du und viele andere sagen: eine Lebenskrise (ob Krebs oder was auch immer) bringt Erfahrungen mit sich, die die Lebensperspektive ganz schnell verändern können. Wo dann plötzlich andere Dinge wichtig werden.

Z.B. nicht mehr das Funktionieren im Job, sondern das eigene Wohlbefinden. Oder nicht mehr das neue Auto, sondern die kleinen Lebensfreuden, die sich Tag für Tag bieten (wenn man mal gelernt hat, sie zu beachten). Meine Frau z.B. hat einen sicheren, aber abgrundtief öden Behördenjob. Und schon in der Klinik nach der Brustamputation hat sie gesagt: sie arbeitet künftig, wenn sie mal wieder arbeitsfähig ist, nur noch halbtags, um mehr Zeit für Dinge zu haben, die ihr im Leben wichtiger sind als der Beruf. Das ist IMHO auch ein Ausdruck des gesteigerten Selbstwertgefühls, von dem Ullala spricht. IMHO etwas sehr positiv Egoistisches: sich mehr um sich selbst kümmern; und weniger um das, was vielleicht "formal" das "Sinnvollste" wäre, oder was andere von einem erwarten.

Zitat:
Ich sage immer: "Wenn Du als Gesunder zur Tür raus gehst und Dir fällt ein Ziegel auf den Kopf, bist Du noch eher tot als ich."
Genau so ist es! Wie leben alle ständig mit Risiken aller Art. Wir können am nächsten Bissen Schnitzel ersticken, die Treppe runterfallen, usw. usf. Und wer sich mal ernsthaft überlegt, wie gefährlich es ist, die nächste Hauptstraße zu überqueren oder in einen PKW zu steigen... der könnte sich eigentlich sofort erschießen, weil es ihn ja früher oder später doch treffen wird. Und Leben heisst IMHO auch, solche Risiken "einfach" auszublenden - weswegen ich "Verdrängung" in dieser Hinsicht da gar nicht negativ finde. Kein Mensch kann damit Leben, wenn er sich nur noch Sorgen um sein Leben und seine Gesundheit macht :-(

Zur "Panung": ich weiss nicht mehr, ob hier oder woanders - jedenfalls erinnere ich mich an eine schöne Signatur, die sinngemäß sagt: "Leben ist das, was passiert, während man etwas ganz anderes plant / vorhat." Und so ist es wohl. Was will mensch in unserer heutigen Zeit, wo kein Job mehr sicher ist, und wo keiner weiss, was in 20 oder 30 Jahren von seiner (Riester)Rente übrig bleibt, denn überhaupt planen?

Meine Frau und ich haben angesichts des Krebs' nur für den "Notfall" geplant: Testament, gegenseitige Vorsorgevollmachten, Patientenverfügungen. Also so gut wie möglich abgesichert, dass wir uns um den anderen kümmern können, falls es erforderlich sein sollte. Viel mehr an Planung fiel uns - angesichts Ullalas Ziegel, der einem morgen auf den Kopf fallen könnte - beim besten Willen nicht ein ;-)

Auch, wenn es nicht immer lustig ist, planlos durch's Leben zu gehen. Trotzdem glauben wir, dass es eine wichtige Lebenserfahrung angesichts einer Krise ist, dass das Leben eben nicht planbar ist. Sondern mitunter einfach "Schicksal", mit dem man irgendwie lernen muss umzugehen. Jede(r) auf seine persönliche Weise.

Viele Grüße,
Stefan
  #12  
Alt 06.10.2007, 21:10
Schnucki Schnucki ist offline
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Standard AW: Wie geht Ihr mit Prognosen um?

Hallo Stefan,

Zitat:
Selbst mir als "Kopfmensch" sind nach kurzer Zeit Zweifel an der "ratio" gekommen. Prognosen und %-Zahlen mögen ja oft richtig sein - aber bei eigener Betroffenheit sind sie wohl doch eher was für Statistiker.
DAS widerspricht sich doch sehr extrem mit dem, was Du im LK-Forum geschrieben hast - Ablehnung der Behandlung, weil doch so wenig Chance auf Heilung besteht.

Kannst Du mir das bitte erklären?

Grüße

Astrid
  #13  
Alt 21.10.2007, 11:57
Mona66 Mona66 ist offline
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Zitat:
Zitat von Ullala Beitrag anzeigen
Ansonsten bin ich ein talentierter Verdrängungskünstler und ich verdränge auch oft und viel sehr bewusst; ansonsten würde ich dieses "Prognose-Denken" nicht aushalten.
Wer diesen Mist erfunden hat, sollte geteert und gefedert werden!
Liebe Ullala,
ich glaube, dieses Denken ist in unserer Gesellschaft fest verankert... Wenn du einen Kredit bei der Bank willst, prognostiziert die Bank, ob du es auch zurückzahlen kannst und Versicherungsbeiträge werden teils danach berechnet, wie viel du die Versicherung kosten wirst. Eine Lebensversicherung kostet höhere Beiträge wenn du sie mit 60 abschliesst, statt mit 20. Dabei gilt auch da... manche werden 45 und manche 100, kann also durchaus sein, dass der 60-Jährige noch viel länger lebt als der 20-jährige. Da finden wir das ganz normal. Oder doch nicht?

Ich hab mittlerweile gelernt, dass z.B. Krankenkassen anhand von Prognosen Entscheidungen fällen. Z.B. ob sie einem raten EU-Rente zu beantragen. Ist es richtig oder falsch, dass Krankenkassen versuchen ihre Ausgaben (hier Krankengeld) zu kontrollieren? Ich denke, wenn sie es nicht täten, würde es gar nicht funktionieren. Hab allerdings schon geschluckt, als mir das klar wurde, dass da irgendwann ein Arzt befragt ist, wie es denn möglicherweise um mich steht. Und da hab ich für mich dann gelernt, dass ich es gut finde, zumindest zu wissen, auf welcher Basis dann solche Versicherungsentscheidungen gefällt werden, d.h. dass ich es gut finde, die Prognosen zu kennen, auch wenn das ja nicht heissen muss, dass es auf mich zutrifft. Ich könnte ja der 60-jährige sein, der 100 wird...

LG
Mona
  #14  
Alt 21.10.2007, 12:17
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nikita1 nikita1 ist offline
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Standard AW: Wie geht Ihr mit Prognosen um?

Hallo Mona
oh je... man hat mir 80% Schwerbehinderung gegeben, damit dackel ich nun zu meiner Bank und kann den Kredit meine Eigentumswohnung neu verhandeln, vielleicht wird sogar von der Versicherung die gesamte Hyptothek uebernommen... (weiss es noch nicht)
Auf Grund dieser niederschmetternder 80% muesste ich ja eigentlich schon tot sein - wie eine Bekannte so schoen meinte:
"Was? 80 % ???? Das hatte ein Freund, kurz bevor er verstorben ist! "

Prognosen sind mit Vorsicht zu geniessen, ich verdraenge sie geflissentlich, was bleibt mir auch anderes uebrig ?
Jeden Tag, jede Stunde, jede Minute auf die unausbleiblichen Metastasen oder das Rezitiv zu warten, bringt mich schneller ins Grab, als wenn ich mir selbst einrede, dass die Therapie kurativ war und ich in Zukunft meine Ruhe habe.
Ich bin es satt, immer an die Schmerzen und den Tod zu denken.
Wenn die Versicherung mir als "lebende Tote" die Wohnung bezahlen will, so darf sie es gerne tun. Ich werde dennoch weiterleben
__________________
Liebe Grüße
Nikita


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